Full text: [Bd. 3, [Schülerband]] (Bd. 3, [Schülerband])

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und sich für denselben ausgab (1773). Er sammelte ganze 
Heere von Kosaken und Leibeigenen und war im Stande 
durch zwei Jahre sich gegen die kaiserlichen Truppen zu 
halten, scheiterte jedoch zuletzt mit seiner Unternehmung 
mehr durch eigene Thorheit, als durch die. Ungunst der Ver- 
hältnisse. . 
In den auswärtigen Angelegenheiten strebte Katharina 
nach einem doppelten Ziele, nach der Zertrümmerung 
des polnischen und türkischen Reiches; das eine 
gelang ihr vollständig und es fehlte nicht viel, so hätte sie 
auch das andere erreicht. 
[Vorgänge in Polen. Die zwei Türkenkriege.] Seit dem Streite 
über die Wahl August’s II. zum Könige von Polen hatte Russ- 
land festen Fuss in diesem Lande gefasst und behandelte das- 
selbe nicht viel. anders als wie eine untergebene Provinz. In 
dem siebenjährigen Kriege zogen russische Truppen unab-ı 
lässig durch, und da die Polen ihr Kriegswesen gänzlich ver- 
nachlässigt hatten, so mussten sie sich dies ohne einen Wider- 
stand gefallen lassen. August II., der sich einem trägen 
Genussleben hingab, war nicht der Mann, um die ihrem Ver- 
derben entgegengehende Nation zu retten, um so weniger, da 
der allein herrschende Adel seiner Mehrzahl nach keine 
seiner schlechten Eigenschaften eingebüsst hatte. Russland 
und Preussen fanden es in ihrem Interesse Polens anarchi- 
chen Zustand permanent zu erhalten, deshalb traten sie als 
Beschützer der sogenannten alten polnischen Freiheiten auf 
und suchten auch den Glaubensdissidenten gleiche Rechte zu 
verschaffen, um sich deren in den inneren Parteiungen bedienen 
zu können. Nach August’s Tode wurde unter dem Geklirre 
russischer Säbel nach stürmischem und blutigem Wahlkampfe 
Stanislaus Poniatowski, ein früherer Günstling der 
Kaiserin Katharina, zum Könige gewählt (1764). Bald darauf 
nöthigten russische Truppen im Verein mit den Missvergnügten 
im Lande, welche die Conföderation von Radom ab- 
geschlossen hatten, den Reichstag zur Publikation der Tole- 
ranzakte für die Dissidenten, zur Beibehaltung des 
Liberum Veto und zur Aufrechthaltung aller Missbräuche, 
deren Entfernung im Plane der Patrioten lag. Das National- 
gefühl war durch diese Vorgänge so verletzt, dass sich die 
Katholiken in der Conföderation zu Bar zur Abschütte-
	        
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