Die Babylonier und die Assyrier.
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Was aber die Assyrier vor den Babyloniern voraus haben, ist die bil¬
dende Kunst, deren Werke zum Theil die Wände aufgegrabener Paläste
zu Ninive bedecken und die bei manchem Eigentümlichen an Aegypten in
einer Weise erinnert, daß man an einen sonst nicht nachzuweisenden
Zusammenhang zu denken veranlaßt wird, in dem zu den Zeiten vor
Sardanapal Assyrien mit Aegypten gestanden haben mag. Könige mit
den Sinnbildern ihrer Macht, Festzüge, Kämpfe, Darbringung von Tri¬
but, Belagerungen, sind die Gegenstände dieser Darstellungen, bei wel¬
chen auch symbolische Gestalten, wie Sphinre und gesiügelte Löwen mit
Menschenköpfen, nicht fehlen.
4. Nachdem seit der mit dem Namen Sardanapal in Verbindung
gebrachten Losreißung der Meder und Babylonier von den Assyriern
(um 880 vor Chr. Geb.) mehr als ein Jahrhundert verflossen, beginnt
eine Reihe assyrischer Könige, die als Eroberer im Westen austreten und
auf die beiden aus dem Reiche Davids und Salamo's hervorgegangenen
Reiche einwirken. Der erste König dieser Reihe ist Phul (um 770 v.
Chr. Geb.), dem der König Menahem von Israel zinspflichtig wird, nach¬
dem nicht lange vorher dieses Reich unter Jerobeam II. nach Norden
und Osten seine frühere größte Ausdehnung wieder gewonnen und ohne
Zweifel durch Erreichung der Euphratgrenze bei Thapsakus die Aufmerk¬
samkeit Assyriens entweder unmittelbar oder durch Beeinträchtigung me-
sopotamischer Nomadenfürsten, die von demselben abhängig waren, erregt
hatte. Stärker wurde das Reich Israel unter Pekah von Phuls Nach¬
folger Tiglath Pilesar angegriffen. Israel war verbündet mit dem von
Rezin in Damaskus beherrschten syrischen Reiche. Das syrische Reich
und die nördlichen und östlichen Theile des Reiches Israel wurden von
den Assyriern erobert, die Bewohner zur leichteren Beherrschung des
Landes in das Innere des assyrischen Reiches verpflanzt und durch assy¬
rische Ansiedler ersetzt. Das Reich Israel war ganz, das von Ahas be¬
herrschte Reich Juda, das die Assyrier von dem feindlichen Nachbar be¬
freit hatten, wenigstens mittelbar abhängig von Assyrien. Der ent¬
scheidende Schlag gegen Israel erfolgte durch den dritten assyrischen
König Salmanassar (734 — 718 vor Chr. Geb.) Dieser war in Ver¬
wicklungen mit den Phöniciern gerathen und die Hoffnung auf deren
Hülfe ermuthigte den König Hoseas zum Abfall. Zweimal erschien Sal¬
manassar, da sein erstes Auftreten keine Entscheidung herbeiführte, in
Israel und Phönicien. Unter den phönicischen Städten ragte das neue
Tyrus hervor, das dem alten gegenüber auf einer Insel entstanden war.
Sidon und das alte Tyrus ergaben sich an die Assyrier und stellten ihnen
Schiffe zur Belagerung des neuen Tyrus. Diese Belagerung führte
nicht zum Ziele, aber Israels Reich hatte, ohne daß ein Bündniß mit
dem ägyptischen Könige So Rettung brachte, mit der Eroberung von