— 106 — 
bst hatte auch sein Heer solche Verluste erlitten, baß er einen Waffeu- 
stillststnb anbieten mußte, um sein Heer wieber zu orbnen unb zu 
vervollstänbigen. 
Napoleon hoffte, bie zweimal Besiegten würben um Friebeu bitten, 
aber er hatte sich barin sehr getäuscht. Als bie Zeit bes Waffenstill- 
stanbes abgelaufen war, staub ihm,, neben ben Preußen unb Russen 
noch ein britter Feinb gegenüber. Österreich hatte sich mit Preußen 
unb Rußlanb zum Kampse gegen Frankreich verbünbet. 
Napoleon hatte jetzt sein Hauptquartier in Dresben aufgeschlagen; 
bie Verbüubeteu aber hatten brei große Armeen aufgestellt: bie Norb- 
armee vor Berlin, welche bie preußische Hauptstabt vor einem vor- 
bringenben französischen Heere schützen sollte, bie Sübarmee in 
Böhmen, bei welcher bie brei verbünbeten Fürsten waren, unb bie 
schlesische Armee in Schlesien, beren Führer ber kühne General 
Blücher war. Die schlesische Armee unb ihren Führer fürchtete Na¬ 
poleon zunächst am meisten; hier wollte er selbst zugegen fein, wenn 
es zur Schlacht kam. Aber Blücher wich einer Schlacht geschickt aus, 
so lange er seine Stellung nicht für günstig genug hielt, um auf einen 
Lieg hoffen zu bürfen. Siegeu aber wollte Blücher biesmal. 
Da erhielt Napoleon bie Nachricht, baß bie Sübarmee in Sachsen 
eingebrnngen sei unb gegen Dresben vorrücke. Sofort eilte er aus 
Schlesien nach bem bebrohten Dresben zurück. Er siegte zwar in ber 
nunmehr stattfiubenben Schlacht bei Dresben, aber eine große 
Heeresabteilung, bie er zur weiteren Verfolgung ber Südarmee ans- 
sanbte, würbe vou bieser am Sübabhange bes Erzgebirges geschlagen, 
umzingelt unb samt ihrem Führer gefangen genommen. 
An bemselben Tage, an betn bie Schlacht bei Dresben stattsanb, 
hatte auch Blücher enblich losgeschlagen. Die Franzosen waren über 
bie Katzbach, einen Nebenfluß ber Cber, vorgerückt, Blücher aber staub 
mit seinem Heere ans ben Höhen rechts von ber Katzbach. Diese 
Stellung war für ihn günstig. Zwar strömte gewaltiger Regen an 
diesem Tage vom Himmel hernieder, aber Blücher riet seinen Sol- 
baten, bie Flinten umzukehren, wenn sie nicht schießen könnten. Seine 
kurze Anrede an sein Heer schloß er mit den Worten: „Nun, Kinder, 
habe ich genug Franzosen herüber, nun vorwärts!" Tansenbe von 
Franzosen würben erschlagen ober gefangen, ein wirrer Knäuel von 
Fußfolbaten, Reitern, Kanonen, Pulverwagen stürzte bie Anhöhen 
hinab, unb viele Franzosen fanben in ber angeschwollenen Katzbach 
ihren Tob. Groß war in ganz Dentschlanb bie Freube über diesen 
ersten großen Sieg, und der Mut und bie Begeisterung ber Preußen 
unb ihrer Verbüubeteu wuchsen bnrch benselben gewaltig. Hatte boch 
nun enblich auch einmal ein beutscher Trompeter „Viktoria" blasen 
können; unb er hatte es gethan mit ber letzten Kraft seines Lebens, 
wie es ber Dichter Julius Mosen so ergreifenb geschilbert hat.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.