Wallensteins erstes Auftreten.
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Kaiser teilzunehmen. Jn dieser neuerlichen Bedrängnis kam dem Kaiser das
Anerbieten Albrechts von Waldstein oder Wallensteins, auf eigene
Kosten ein Heer anzuwerben,!) sehr gelegen.
Wallenstein (Fig. 45) stammte aus altböhmischem Gesschlechte, das dem
Protestantismus anhing. Nach dem frühen Tode seines Vaters fam er unter
die Obhut eines katholischen Oheims, der ihn auf der Jesuitenschule zu Ol-
müt; erziehen ließ, und hier wurde Wallenstein Katholik. Nachdem er die Uni-
versität in Altdorf bei
Nürnberg besucht hatte,
machte er Reisen durch
Deutschland, Holland
und Italien und betrieb
zu Pa dua und Bo-
logna astronomische
und kriegswissenschaft-
liche Studien. Durch
Erbschaft und Heirat ge-
wann er bedeutenden
Reichtum, den er nach
Beendigung des böhmi-
: schen Aufstandes noch
durch den Ankauf von
Gütern der geächteten
Protestanten vermehrte.
Darunter befand sich
auch die Herrschaft
Friedland, zu welcher
ihm später der Kaiser den
Herzogstitel verlieh.
Wallenstein war von langer, hagerer Gestalt, wortkarg, finster und streng
in seinem Wesen, von hochfliegendem Ehrgeize, zugleich Feldherr und Staats-
mann. Er wußte unter die zügellosen Haufen der Soldknechte, aus denen da-
mals die Heere zusammengessetzt waren, Ordnung und Zucht zu bringen?) und
in ihnen eine Anhänglichkeit an seine Person zu erwecken, die ihn jedem Geg-
ner furchtbar erscheinen ließ. So rücksichtslos er in der Wahl seiner Mittel
war, so abhängig fühlte er sich von dem Laufe der Gestirne. Sein Haus-
1) A. Lehmann, Kulturgeschichtliche Bilder: „Bauern und Landsknechte im
16. Jahrhundert““.
2) A. Lehmann, Kulturgeschichtliche Bilder : „Lagerleben aus dem Dreißigjäh-
rigen Kriege“.
Neb hann, Lehrb. d. Gesch. f. d. U. II. Teil. 7. Aufl.
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