Full text: Geschichte der Israeliten von den urältesten Zeiten bis auf die Gegenwart

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bon Assyrien nach Ninive ins Exil abgeführt. Dort in Freiheit gesetzt, 
übte er Mildthätigkeit gegen seine jüdischen Brüder und erzog seinen 
einzigen Sohn, der auch Tobia hieß, zur Tugend und Gottesfurcht. 
Unler der Regierung Sanherib's wurde er besonders deshalb verfolgt, 
weil er es sich zur Aufgabe machte, die Leichen seiner Brüder, die kein 
Grab hatten, zu beerdigen und er mußte sich flüchten. Durch einen Zu— 
fall wurde er blind, doch er ertrug sein hartes Schicksal mit großer Ge⸗ 
duld. Einst schickte er seinen Sohn in weite Ferne um eine Schuld, einzu— 
kassiren und ein Fremdling bot sich als Reisebegleiter an. Auf dem 
Wege tödtete der junge Tobia einen großen Fisch, der ihn verschlingen 
wollte, und er nahm dessen Galle und andere innere Theile auf An— 
rathen seines Begleiters mit sich. Er kam nach Rages in Medien in das 
Hauͤs seines Onkels Raguel, dessen unglückliche Tochter Sara, die bereits 
ueben Ehemänner durch den Tod verloren hatte, er heiratete. Der Sohn 
kehrte ins Vaterhaus zurück, nachdem er die Schuld einkassirt hatte, und 
heilte seinen Vater dadurch, daß er ihm die Fischgalle um die Augen 
trich. Der Begleiter des jungen Tobia gab sich nun als den Engel 
Raphael zu erkennen. Im Hause des alten Tobia, der 102 Jahre alt 
wurde, herrschte Glück und Zufriedenheit. Nach dem Tode seiner Eltern 
zog der junge Tobia zu seinem Schwiegervater und lebte da bis zu 
seinem Tode, der in seinem 99. Lebensjahre erfolgte, im Kreise seiner 
Familie glücklich und zufrieden. 
b) Das Buch Judith: Holofernes, Feldherr des Königs Nebukadnezar 
helagerte die Stadt Bethulia in Palästina. Judith, eine Frau von wunderbarer 
Schoͤnheit, Gattin eines Mannes vom Stamme Roͤuben, beschloß die 
Reltung der Stadt zu bewerkstelligen. Sie schlich sich ins feindliche Lager, 
wurde gefangen und vor Holofernes gebracht. Dieser, bei ihrem Anblicke 
von Liebe entbrannt, nahm sie freundlich auf. Bei einem Mahle, das er 
ihr zu Ehren gab, fiel er, vom Weine berauscht, in einen tiefen Schlaf. 
Die muthige Judith schnitt ihm den Kopf ab, den sie, begünstigt vom 
Dunkel der Nacht, nach Bethulia brachte. Die belagerten Juden wagten 
nun einen Ausfall, und der Feind wurde total geschlagen. Judith ward 
als Retterin ihres Volkes hochgepriesen. 
c) Susanna: Die schöne und tugendhafte Susanna, Gattin eines 
reichen und angesehenen Mannes von den nach Babylon ins Eril ge— 
führten Juden, wurde von zwei alten Männern, deren Verführungen sie 
lein Gehör gab, vor dem ganzen Volke fälschlich des Ehebruchs angeklagt, 
und sollie den Tod erleiden. Der Prophet Daniel brachte es jedoch durch 
das Verhör, das er mit den Anklägern vornahm, heraus, daß sie falsche 
Zeugen seien und sie erlitten nach mosaischen Gesetzen dieselbe Strafe. 
die sie der Unschuldigen zudachten. 
d) Der Goͤtze Bel und der Drache: Der Götze Bel wurde in 
Babylon abgöttisch verehrt, täglich wurden ihm Speisen in reicher 
Fülle vorgeseht, die er nach der Meinung seiner Anbeter verzehrte. Der 
Prophet Daniel überzeugte den König, daß die dem Götzen vorgesetzten 
Speisen von den Priestern desselben, die durch eine geheime Oeffnung 
in den Tempel des Bel gelangen konnten, weggestohlen und verspeist 
wurden. Daniel tödtete auch den von den Babyloniern abgöttisch ver— 
ehrten Drachen dadurch, daß er ihm einen Brei aus Pech, Fett und 
Haare zu fressen gab, in Folge dessen der Drache zerbarst. Im
	        
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