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2. Die Flüsse. Die Abflüsse der Quellen, verstärkt durch die §115.
oberflächlich abfließenden Gewässer, bilden Bäche, Flüsse und Ströme.
Die Luftlinie zwischen Quelle und Mündung eines Flusses bildet
den Abstand; die Linie, die der Fluß von der Quelle bis zur Mündung
wirklich beschreibt, ist sein Laus. Lauf und Abstand sind bei manchen
Flüssen sehr verschieden (der Main: Abstand 245 km, Lauf 495 km,
die Oder: Abstand 530 km, Lauf 900 km).
Das ganze Gebiet, das alle seine Gewässer einem Strome zu-
sendet, bildet sein Stromgebiet. Man kann sich ein Stromgebiet als
ein Becken vorstellen, dessen tiefste Linie vom Hauptstrom durchflössen
wird, während von den Seitenwänden die übrigen Gewäffer nieder-
rieseln. Die Ränder dieses Beckens sind die Wasserscheiden. Lauflänge
und Stromgebiet entsprechen einander nicht immer, wie aus der folgen-
den Übersicht hervorgeht.
Größte Stromgebiete: Längste Ströme:
1. Amazonenstrom 7 Mill. qkm 1. Mississippi-Missouri 6600 km
2. Kongo 3,7 „ „ 2. Nil 6000 „
3. Mississippi 3,25 „ „ 3. Amazonenstrom 5500 „
Die wirtschaftliche Bedeutung. Bäche und Flüsse bringen
Leben in eine Landschaft. Sie bewässern das Erdreich und bewirken
oder erhöhen dadurch seine Ergiebigkeit. Die Fruchtbarkeit der Fluß-
täler lockt zur Besiedeluug. Der Fischreichtum der Gewässer bietet eine
weitere Nahrungsquelle. Die Flußtäler ermöglichen oder erleichtern
den Zugang zu einer Landschaft. Dem Lauf der Gewässer folgen Land-
straßen und Eisenbahnen. Die Schiffbarkeit begünstigt den Verkehr, da
die Wasserverfrachtung billiger ist als der Landtransport. In manchen
Gegenden kann nur dadurch sich eine Industrie entwickeln, daß Kohlen
billig auf dem Wasserweg dorthin gebracht werden können. Bäche und
Flüsse liefern auch selbst Triebkraft Mühlen, Elektrizität.) Infolge der
günstigen Bedingungen für Gütererzeugung und Güteraustausch sind
an den meisten Flüssen große Städte entstanden.
3. Die Seen. Wenn fließendes Wasser in seinem Weiterlauf ge-§116.
hindert wird, so staut es sich und bildet einen See. Nach ihrer
Entstehung teilt man die Seen ein in Gebirgsseen, die die Talspalten
ausfüllen, Einbruchsseen (See Genezareth, Totes Meer, die ostasri-
konischen Seen), Moränenseen (die Seen im Alpenvorland, auf dem
Baltischen Landrücken), Kraterseen (Maare in derEifelundder Auvergue).
Nach der Beschaffenheit des Wassers gibt es Süßwasserseen und
Salzseen. Zu den elfteren gehören auch die Haffe und die Strandseen.
Die Salzseen sind fast alle abflußlose Seen. Die zufließenden Flüffe
bringen fortwährend Salz mit, wenn auch in kleinen Mengen. Während
das Wasser verdunstet, lagert sich das Salz ab. Manche Seen haben
einen sehr hohen Salzgehalt (das Tote Meer 24 °/o, der Große Salzsee