Full text: Evangelisches Religionsbuch

VIII. Unterscheidungslehren. 
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arme Seele im Fegefeuer — gegen Bezahlung — lesen lassen, 
sönnten die Qualen mildern, die sie auszustehen habe, und die 
Zeit abkürzen, welche fie dort zuzubringen habe. 
Wir Evangelische sagen von der Kehre vom Fegefeuer, daß 
sie in der heiligen Schrift keine Begründung hat und darum eine 
zur Aengstigung der Menschen erfundene Fabel ist. 
296. Unkerschiede zwischen der katholischen und evangelischen 
Kirche, die aus den Unterschieden in der Lehre sließen. 
. Berfassungu Gottes Die tiefgehenden Unterschiede in der Lehre der 
vienst ig gernolischen aee ind der evangelischen Kirche haben auch 
tiefgreifende Unterschiede in Verfassung und Gottesdienst zur Folge. 
Die katholische Kirche ist eine als absolute Monarchie organisierte 
Priester-Kirche“ Das Oberhaupt derselben, der unfehlbare 
Papst, ist unbeschränkter Herr, der Kirche. Unter ihm stehen streug 
VBgeftuft (Hierarchie) die Patriarchen, Erzbischöfe, Bischöfe, Aebte u. s. w. 
Die Kirche besteht eigentlich nur aus dem Papst uͤnd dem Klerus; 
die Laien sind nur die Herde, über die jene als Hirten und Herrn 
sich gesetzt achten. 
Der Goͤttesdienst besteht wesentlich aus strenge vorgeschriebenen 
Zeremonien, bei denen die der Gemeinde nicht verständliche lateinische 
Sprache gebraucht wird und zugleich alles herangezogen ist, was 
die Siune des Menschen reizen kann. Unter den hohen Gewölben 
herrlicher Bauwerke am Altar, der mit Bildern und Bildsäulen 
geschmückt ist, dient der Priester mit kleinerer oder größerer Assistenz 
smn Glanz der brennenden Lichter, zugleich in Weihrauchwolken 
Jehüllt, in glänzenden Gewändern, baͤld niederknieend und sich 
dieder erhebend, bald nach dieser oder jener Seite sich neigend und 
dabei meist für alle Anwesenden unverständliche Worte bald laut 
sprechend, bald leise murmelnd, wie es ihm eben alles genau vor— 
geschtieben ist. Indem endlich auch die Macht der Musik mit in 
den Dienst genommen ist, ist der katholische Gottesdienst ein Schau⸗ 
spiel, das wohl geeignet ist, die Sinne der unthätig Zuschauenden 
und Zuhörenden zu bestricken; aber er bietet ihnen keine neue 
religiͤse Erkenntnis und enthält darum auch keine bestimmte 
Aufforderung zu neuen, besseren Willensbestimmungen. 
2. Werfafsung und Gottes- Eine geschlossene sichtbare evangelische 
an otnenaelischen Ai es gar nicht, sondern nur selb⸗ 
ständig nebeneinander stehende Landeskirchen. In den einzelnen 
dandeskirchen giebt es wieder keine solche Abstufung der geistlichen
	        
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