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dann daneben nieder und drückt nun mit beiden flachen Händen den Brustkorb
kräftig zusammen, läßt ihn sodann wieder los und wiederholt dieses Verfahren in
den Pausen des natürlichen Atmens, bis das selbständige Atmen des Kranken ein—
tritt, was selbst nach stundenlangem Scheintode noch möglich ist. Dann muß man
natürlich für frische Luft sorgen. Gut sind auch Kaltwasserumschläge auf den Kopf
sowie — wenn das Atmen wieder schwächer wird — kalte Übergießungen und kräftiges
Bespritzen. Nach Erlangen des Bewußtseins gibt man dem Verunglückten löffelweise
Branntwein, Grog, warme Suppe, Tee, warmen Wein u. dgl. als Labemittel.
Wenn nach längerer Zeit (, —“/, Stunde) kein Erfolg eintritt, überzeugt
man sich, ob nicht etwa schon der Tod eingetreten ist, indem man die Haut mit
Mitteln reizt, welche beim lebenden Organismus Entzündung, Rötung und Schwellung
erzeugen. Man ritzt z. B. die Haut und reibt sie mit Salmialgeist ein, tröpfelt
Siegellack auf die Haut und reißt den erhärteten Tropfen ab. Findet man nach
168 Minuten, während die künstliche Atmung fortgesetzt wird, daß eine Entzündung
eintritt, so ist noch Leben vorhanden. Für einzelne Fälle ist noch zu beachten:
Ertrunkene werden vorher in sitzende Stellung gebracht (nicht gestürzt),
Mund und Nase von Schlamm, Sand ꝛc. gereinigt. — Verschüttete müssen vor—
ichtig ausgegraben und mit Rücksicht auf etwaige Wunden getragen werden. — Er—
dängte müssen mit Vorsicht abgeschnitten werden, damit sie sich nicht beim Fallen
heschaͤdigen. — Bei vom Blitze Getroffenen, Verbrannten oderVerbrühten
ziehe man nicht die Kleider aus (um nicht die Haut mitzureißen), sondern schneide
iie an den beengenden Stellen auf und lege mit Fett oder Ol bestrichene Lappen
auf die verbrannten Teile. — Brennende lege man zur Erde und bedecke fie
mit Tüchern, um die Flamme zu erstichen, dann begieße man sie rasch mit Wasser.
— Erfrorene müssen vorsichtig angefaßt und allmählich erwärmt werden, indem
nan sie in einem kalten Raume mit Schnee vorsichtig reibt oder in ein Kaltwasserbab
egt (oder kalte Umschläge auf den ganzen Körper macht), später in ein kaltes Bett
hringt. — Bei Erstickungsgefahr durch verschluckte Sachen halte man mit
der linken Hand die Nase des Betroffenen zu, um ihn zum Offenhalten des Mundes
zu zwingen, und suche mit Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand tief in den
Schlund zu fassen. Kann man den Bissen nicht erfassen, so suche man mit der
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Brust des Gefährdeten mit der Linken flach entgegendrückt) den Bissen herauszu—
schleudern. — Bei Ohnmachten (durch Schreck, Gedränge, schlechte Luft ꝛc.) ist
das Gesicht meist blaß (blutarm). Dann lege man den Kranken so, daß der Kopf
tief liegt, das Blut wird alsbald wieder vom Herzen herbeiströmen; ist das Gesicht
rot (z. B. bei Ohnmachten infolge unvorsichtigen Badens), so lege man den Kopf
erhöht und mache kalte Umschläge auf Stirn und Schläfen.
Durch Gase Erstickte müssen so rasch als möglich in frische Luft gebracht
werden, wobei der Rettende beachten muß, daß er selbst nicht ebenfalls in dem Gase
ohnmächtig werde (Atem anhalten, Tuch vor Mund und Nase, rasch arbeiten, bei Leucht⸗
zas keine Flamme nähern, Sicherheitsstrick beim Einsteigen in Brunnen und Gruben)
Bei Vergiftungen läßt man reichlich Wasser (Milch) trinken und bringt
Erbrechen hervor (Kitzeln im Schlund durch den tiefeingeführten Zeigefinger). Nur
wenn an Lippe und Zunge Spuren von Atzung durch Säuren, Laugen ꝛc. sichtbar
sind, ist Erbrechen zu vermeiden, jedoch reichlicher Genuß von Wasser ebenfalls
anzuwenden. Bei vorhandener Schwäche gibt man dem Verunglückten Wein, starken
Kaffee, Fleischbrühe, Branntwein ꝛc. Regel für alle ernsteren Krankheitsfälle bleibt
es, die Hilfe des Arztes so rasch als möglich in Anspruch zu nehmen und allen
einen Anordnungen pünktlich Folge zu leisten.