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Straße findet man jetzt Pserdeeiseubahnen, welche Tag und Nacht be- 
fahren werden. Des Nachts erleuchtet Helles Gaslicht die Straßen. 
Die öffentlichen Gebäude sind geschmackvoll und größtenteils von Mar- 
mor und Quadern aufgeführt. Unter den mehr als 150 Kirchen sind 
manche schöner und prachtvoller, als die Kirchen in den größten Städten 
Deutschlands. Ein vorzügliches Bauwerk ist das große Armen- 
Haus, in welchem jährlich über 1000 Arme Aufnahme und Pflege 
finden. Das merkwürdigste Gebände ist F ö d e r a l- H a l l, wo 1780 
Washington an der Spitze des Kongresses die nordamerikanische 
Verfassung beschwor. Das Rathaus, aus weißem Marmor erbaut, 
übertrifft Königspaläste an Pracht und wird für das schönste Gebäude 
der ganzen Union gehalten. Im Norden der Stadt, wo die großen 
Kaufleute ihre Granit- uud Marmorpaläste haben, sieht es vornehmer, 
reicher und geschmackvoller aus, als im reichsten Viertel Londons. 
Nirgends fast, als in New-Z)ork, findet man eine so große Ver- 
tretuug der verschiedensten Völkerstämme. Da sieht man den 
kupferfarbigen Indianer, den stolzen Eingeborenen des Landes, 
in seiner eigentümlichen Tracht einherschreiten. Obgleich er die weißen 
Männer haßt, die ihn aus seinen Jagdgründen vertrieben, den Urwald 
gelichtet, das Wild getötet und auf seinen Grund und Boden sich an- 
gesiedelt haben, so kommt er doch zu ihnen, um seine Jagdbeute au 
Fellen ihnen zu verkaufen. Da sieht man ferner den Zankes, den 
echten Amerikaner, mit geschäftiger Eile durch die Straßen wandern. 
Nur Geld und Gewinn treibt ihn, und auf seinen stark ausgeprägten 
Zügen ruht bloß der Ausdruck kaufmännischer Gewinnsucht. Da sieht 
man die Vertreter fremder Nationen, den stolzen Engländer mit 
rötlichem Haar und scharf gebogener Nafe, den schwarzäugigen Italiener, 
den beweglichen Franzosen, den sonnenverbrannten Spanier, 
den schlauen Iren, den gemütlichen Deutschen im blauen Kittel und 
mit dem Wanderstabe in der Hand. 
Zu den fremdartigsten Erscheinungen gehören für den neuankommen- 
den Europäer die Farbigen, denen man allenthalben in New-Jork 
begegnet. Die Benennung Schwarze, Neger und Farbige 
schließt aber sehr viele Unterschiede ein. Es ist schwer, alle diese 
Unterschiede zu bezeichnen; denn es gibt Farbige vom dunklen Schwarz- 
gelb oder Braun bis zu einem gelblichen Weiß, das sich kaum von 
der Farbe des Weißen unterscheidet. Form und Ausdruck des Gesichts 
sind im allgemeinen grob und tierisch, wiewohl nicht finster und bös- 
artig. Die Nase ist breit, der Mund hervorstehend mit schwärzlichen 
Lippen. Die Zähne sind blendet weiß und dauerhaft. Das wollige 
Haar gleicht einem aufgeklebten Pelze. Bei Farbigen, die sich mehr 
den Weißen nähern, findet man dagegen längeres Haar, das auch nicht 
das tote, holzartige Aussehen hat. Die meisten Farbigen verrichten 
die niedrigsten Arbeiten. Die Frauen waschen und plätten sehr geschickt 
und weißen die Zimmerdecken. Die Kinder sind Essenkehrer, wozu sie
	        
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