Full text: Anschaulich-ausführliches Realienbuch

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an. Der Papst glaubte anfangs, er Lame, ihn zu bekriegen, und floh nach der Burg 
Kanossa. Hierher kam nun Heinrich zu demutsvoller Buße. Barfuß und im 
Büßerhemde erschien er mit mehreren anderen Gebannten vor dem Burgtore und 
begehrte Einlaß. Aber erst am 4. Tage ließ ihn der Papst vor sich. Heinrich 
warf sich weinend auf die Knie nieder und beichtete. Dann sprach ihn der Papst 
unter der Bedingung vom Banne los, daß er sich der königlichen Herrschaft ent¬ 
hielte, bis ans einem Reichstage entschieden sei, ob er König bleiben solle oder nicht. 
6. Rudolf von Schwaben. Mit flammendem Zorn kehrte Heinrich nach Deutsch¬ 
land zurück. Hier hatten die Fürsten bereits einen neuen König gewählt, den ehr¬ 
geizigen Schwager Heinrichs, Rudolf von Schwaben. Heinrich zog das Schwert 
und besiegte ihn. Rudolf wurde in der Schlacht durch einen Lanzenstich tödlich ver¬ 
wundet; auch wurde ihm die rechte Hand abgehauen. Als ihn: diese gezeigt wurde, 
soll er sterbend ausgerufen haben: „Das ist die Hand, mit der ich Heinrich den 
Eid der Treue schwur." Noch heute zeigt man diese Hand im Dome zu Merseburg. 
7. Gregors und Heinrichs Ende. Bald darauf erschien Heinrich mit einem 
großen Heere vor Rom und belagerte Gregor in seiner Burg 3 Jahre lang. 
Gregor entkam jedoch, starb aber bald darauf. 1106 starb auch Heinrich. 
10. Der erste KreuWg. 1096. 
1. Peter von Amiens samjängj. Schon seit dem 4. Jahrhundert wanderten 
viele christliche Pilger von Europa nach dem heiligen Lande, um am Grabe des 
Erlösers zu beten und im Jordan zu baden. Im Jahre 1094 machte auch Peter 
von Amiens eine Wallfahrt nach Jerusalem. Da sah er nun, wie die heiligen 
Stätten von den Türken entweiht, die Christen in ihrer Andacht gestört, ihrer 
Habe beraubt und zuweilen sogar getötet wurden. 
2. Kirchenversammlung. Sofort machte er sich auf und eilte zum Papste 
nach Rom. Dieser veranstaltete bald darauf eine Kirchenversammlung in Frank¬ 
reich. Dort wußte er die Zuhörer so zu einem Kriege gegen die Ungläubigen zu 
begeistern, daß sie ausriefen: „Gott will es! Gott will es!" Der Papst schnitt 
nun aus seinem Purpurmantel Kreuze und heftete sie den Vornehmsten auf die 
rechte Schulter. Bald trug jeder, der mitziehen wollte, ein solches Zeichen; daher 
die Benennung „Kreuzzng". 
3. Eroberung Jerusalems. Im Jahre 1096 hatte das Hauptheer die 
Rüstungen vollendet. Es bestand aus den edelsten Rittern Frankreichs unb wurde 
von Gottfried von Bouillon geführt. Zur Pfingstzeit 1099 langte es vor Jeru¬ 
salem an. Nachdem die Stadt 4 Wochen lang belagert war, wurde sie erstürmt 
und erobert. Dann erwählte man Gottfried zum Könige von Jerusalem. Er 
aber lehnte die Krone mit den Worten ab: „Wo mein Heiland eine Dornenkrone 
getragen, will ich keine Königskrone tragen." Er nannte sich nur „Beschützer des 
heiligen Grabes". — Nach diesem ersten Kreuzzuge tvurden noch 6 andere 
unternommen. Dennoch fiel nach 200 Jahren Jerusalem den Türken wieder in 
die Hände. 
4. Ritterorden. Zur Zeit der Kreuzzüge bildeten sich die Ritterorden. Sie 
machten es sich zur Aufgabe, die Kranken zu pflegen und die Pilger zu schützen. 
Dies waren die Orden der Johanniter, Templer und Deutsch-Ritter. 
11. Friedrich I. 1152—1190. 
1. Seine Persönlichkeit. Friedrich stammte aus dem Hause der Hohen¬ 
staufen. Er war ein gar stattlicher Held. In allen ritterlichen Künsten wohl¬ 
geübt, war er noch als Greis kräftig wie ein Jüngling. Demütige Bitte fand 
leicht bei ihm Gehör, und den Armen teilte er oft mit eigener Hand Almosen
	        
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