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11. Rasch formt' er das Viereck zum letzten Stoß.
„Brüder,“ begann er begeistert,
„Gott ist uns dawider, der Feind ist zu groß,
Der Tod nur wird niemals bemeistert.
12. heut heißt es bekunden, was einer wert
Und ob den Vätern wir gleichen.
Wir kämpfen, solange der Atem währt,
Und hemmen den Durchpaß als Leichen.“
13. „hurra!“ erscholl es wie Donnergebraus.
Dann rückten sie mit Gesange
Cangsam aus dem schirmenden hohlweg hinaus
Zum heiligen Todesgange.
14. Und als am Abend nach bitterem Streit
Man sah nach den Toten und Wunden,
Da ward von dem Samaritergeleit
Ein schaurig Schauspiel gefunden.
15. Zu Bergen starrte die tapfere Schar,
Leichnam auf Leichnam geschichtet;
Im Tode noch boten Trotz sie dar,
Das Antlitz feindwärts gerichtet.
16. Und Freund und Gegner entblößten sich stumm
Vor des Anblicks grausiger Schöne,
Und flüsternd ging's in den Keihen um:
„Hier schaut man heldensöhne.“
17. Doch der dritte schweigend die Karte las
Auf der Brüstung der Kirchhofmauer;
Mitunter hob er das Augenglas
Und nahm den Feind auf die Cauer.
18. Er spähte nach rechts und spähte nach links,
Die Augen funkelnd vor Cücke.
Wahrhaftig entdeckt' er plötzlicherdings
Im King die erlösende Lücke.
19. Und eh' einer wußte, wie das geschah,
hatt' er flugs in die Bresche geschmissen
Die Reserven alle von fern und nah
Und dem Feinde die Walstatt entrissen.