Full text: Geschichte des Altertums (Teil 1)

Perikles und die athenische Demokratie. 47 
führung der Ideale der Demokratie (lqovof.ua xai ioTjyoQia). Von 
feiner ersten Gemahlin trennte er sich, um Sie Milesierin^Aspasia 
ins Haus zu nehmen; auch sie wurde, wie Anaxagoras, kurz 'vor¬ 
dem peloponneftfchen Kriege angeklagt, aber Perikles erreichte ihre 
Freisprechung. I Amtlich ruhte seine Stellung auf.der Strategenwürde, 
bie er Jahr für Jahr bekleidete. Der Angriffe ber oligarchischen 
Partei würbe er Herr; er übte eine solche Gewalt aus, baß nach 
Thnkydides „nur bem Namen nach eine Demokratie, in ber That 
bie Herrschaft bes ersten Mannes" sich ausbilbete, ber bas Volk 
„in freier Weise beherrschte. es balb einschüchterte, wenn es zur 
Unzeit übermütig würbe, balb ausrichtete, wenn es den Mut verlor." 
§ 50. Die Grundgedanken der athenischen Demokratie waren 
Heranziehung möglichst vieler Bürger zur unmittelbaren Teilnahme 
am Staatsleben und zur gemeinnützigen Thätigkeit und zum Ent- 
gelt dafür einerseits möglichste Erweiterung ihrer politischen Rechte, 
andererseits Forderung ihres materiellen Wohles. Die Heranziehung SSSim 
der Bürger zum Staatsdienst ging so weit, daß nach Aristoteles Staatsdienst 
zeitweise 20000 Bürger, d. h. zwei Drittel aller Wehrfähigen als 
Höpltten, als Ratsherren, als Geschworene — deren es oft 6000 
gab als Beamte in und außer der Stadt u. s. w. thätig warenj 
Die politischen Rechte wurden erweitert, indem, seit dem Areopag ^owischm 
die politischen Befugnisse genommen waren, der eigentliche «Souverän Rechte 
die Volksversammlung geworden war, in der jeder über 20 Jahre 
alt^ Bürger erscheinen und einen Antrag stellen durste, für den er 
dann freilich die Verantwortung übernahm; indem ferner auch die 
Zeugiten zum Archontat Zutritt erhielten, von dem nur die 
Besitzlosen ausgeschlossen blieben; indem jetzt auch das Archontat, 
wie der Rat und eine Reihe anderer Amter, durch das Los besetzt 
wurde; endlich indem dem Volke auch die^Gerichts barkeit über- 
wiesen wurde, lüT an die Stelle der Einzelrichter Schwurgerichte 
traten. | Für die materielle Wohlfahrt der Bürger sorgte der Staat Fü/sorg/ 
dadurch, daß er /für lue"Teilnahme am Staatsdienst eine Ent- 
schädigung zahlte {(uiqdvs), die ebensowohl dem Krieger wie dem 
Geschworenen (damals 2 Öbolen = 26 Pfg.), sodann dem Ratsherrn, 
in späterer Zeit auch dem Teilnehmer an der Volksversammlung, 
wenn er arm war, zugebilligt wurde:? daß er arme Bürger als 
Kleruchen in erobertem Lande mit Landlosen bedachte und selbst 
Kolonien gründete, wie Thurioi — an der Stelle des von den Kroto- 
niaten zerstörten Sr>baris — und.Amphipolis am Strymon ^endlich 
indem er die öffentlichen Lustbarkeiten, Feste, Theaterausfüyrung'en 
immer reicher gestaltete"und eine Summe "auswarf, um durch Be¬ 
zahlung des Eintrittsgeldes auch den Armen die Teilnahme zu er¬ 
möglichen (&ECOQIYM).
	        
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