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Das Zeitalter des Emporkommens Preußens. 1648-1786.
Whigs, daß sie tatsächlich im wesentlichen abwechselnd die Regierung ge-
führt haben.
Die Niederlande verloren seit dem Ausgange des 17. Jahr¬
hunderts die Herrschaft auf dem Meere, die sie bisher besessen hatten. Das
18. Jahrhundert und noch die napoleonische Zeit sind erfüllt von den
Kämpfen, die aus der Nebenbuhlerschaft Englands und Frank-
r e i ch s auf dem Gebiete des H a n d e f s und der Kolonien ent-
sprangen. Das Ergebnis war der ^Sieg Englands. Zunächst erwarb es
in Nordamerika gewaltige Gebiete und schuf darauf in Ostindien ein
Kolonialreich, welches ihm für die abgefallenen nordamerikanischen
Kolonien ein Ersatz sein konnte. Sein Handel nahm eine immer mäch-
tigere Ausdehnung an. Schließlich wuchs es zum ersten Industrie-
st a a t der Welt heran, der die ganze Erde mit seinen Erzeugnissen ver-
sorgte. In der Wissenschaft hat England für die Erkenntnis der Natur-
gesetze Großes geleistet, mit denen ein Jjaac Newton den Verlauf des Ge-
schehens erklärte. Mit ihren philosophischen Ideen erwarben Hobbes und
John Locke, die auch die neue englische Staatsauffassung formulierten,
Anhänger auch diesseits des Kanals.
2. Die Vorherrschaft Frankreichs in Europa.
Während in England das Ergebnis der inneren Kämpfe ein ver-
fassungsmäßig beschränktes Königtum und ein starkes Parlament war, ist
in Frankreich in derselben Zeit zugleich mit der Staatseinheit eine u n u m -
schränkte Königsgewalt geschaffen worden. Ihre Begründer
waren nach Heinrich IV. Richelieu und Mazarin, ihr Vollender Lud-
wig XIV.
Richelieu und Mazarin.
*161(3"big' § 12. Richelieu. Nach Heinrichs IV. Ermordung hatte sein UN-
1643. mündiger Sohn Ludwig XIII. den Thron bestiegen. Für ihn führte
zunächst seine Mutter Maria Medici die Regentschaft, die ihren
Günstlingen einen verderblichen Einfluß einräumte. Seit 1624 übernahm
Richelieu. Armand du Plessis, Herzog von Richelieu, Bischof von
Lugon und Kardinal, die Leitung Frankreichs und hielt sie trotz aller An-
griffe seiner Gegner bis zu seinem Tode (1642) fest in der Hand; der
König, geistig wenig bedeutend und schwach von Charakter, vermochte sich