Full text: Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis zum Jahre 1648 (Teil 4)

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mit Gewalt Bürger und Bauern zum Katholizismus zurück. Neben 
diesem geistig ziemlich unbedeutenden Habsburger war Führer der 
Gegenreformation der mit ihm in Ingolstadt von den Jesuiten er- 
zögerte, außergewöhnlich begabte und tatMstige, aber gleichsam „von 
eisigem Hauche umwehte" Herzog Maximilian von Bayern. Er ^Bayern 
führte die jesuitischen Grundsätze rücksichtslos durch und schns 
sich zuerst in Deutschland ein stehendes Heer. Die verlorenen geist- 
lichen Fürstentümer suchten sich die Katholiken wieder zu verschaffen, 
was die unklaren oder vieldeutigen Bestimmungen des Augs- 
burger Religionsfriedens erleichterten. Auf den Reichstagen und beim 
Reichskammergericht entstanden wegen verweigerter oder erschwerter 
Belehnung der „Administratoren" viele Streitigkeiten; schließlich Kriegerische 
kam es sogar zu kriegerischen Verwicklungen. Da der Erz- Ver- 
bischof Gebhard von Köln zum Protestantismus übertreten wollte, mtcflun9en 
ward er vom Papste abgesetzt und mit spanischer und bayrischer Hilfe 
die Gegenreformation im Erzstist durchgeführt (1582); ebenso ge¬ 
schah es in der Reichsstadt Aachen. Als dann Maximilian das geächtete 
und der Reichsunmittelbarkeit beraubte Donauwörth sogar Bayern 
einverleibte, traten 1608 fünf kleinere protestantische Fürsten unter 
Führung Friedrichs IV. von der Pfalz zur Union zusammen, unton leos 
Ihr gegenüber bildete sich (1609) unter Maximilian von Bayern 
die viel stärkere katholische Liga. Von den größeren Staaten blieben Liga 
nur Österreich und Sachsen an diesen beiden durch Wittelsbacher 
geleiteten Bünden mit konfessionellem Charakter und zugleich mili- 
tärischer Organisation unbeteiligt. Deutschland war ein l o ck e r e r Deutschland 
Staatenbund geworden: die Territorien (ursprünglich nur Ver- Staaten- 
walwugsbezirke) gaben durch ihre, vorzugsweise von religiösen Gegen- Bunb 
sätzen bestimmte, Sonderpolitik immer mehr den Ausschlag. 
Schon um 1600 begann sich das Schwergewicht der staatlichen Deutsche 
Macht und zugleich auch ber Bildung nach dem protestantischenSuft^eum 
Norden zu verschieben (vgl. S. 138). Der deutsche Handel allerdings 
litt unter dem Wettbewerb der Holländer und Engländer, und die 
Hansa*) ging immer mehr zurück. Noch herrschte indes in den 
Städten Wohlhabenheit; der Schmuck der Zuuststuben und das 
*) In Lübeck hatte 1534—35 der Führer einer staatlich und kirchlich radikalen 
Partei, Jürgen Wullenweber, vergeblich durch Eingreifen in die dänischen Thron- 
streitigkeiten versucht, der Hansa wieder die Herrschaft im Baltischen Meere zu erwerben. 
Er unterlag der Fürsten- und Adelsgewalt. 
Grundriß der Geschichte. IV. 11
	        
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