Full text: Die Hauptereignisse der römischen Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges (Teil 5)

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Aus der Geschichte des Mittelalters. 
Angriffe der Mohammedaner. Überraschend groß waren die 
Erfolge des ersten Angriffs der Araber. Im Laufe eines Jahrzehnts 
waren Jerusalem, Antiochien und Alexandrien erobert, Syrien, 
Ägypten, Kyrenaika gewonnen. Am Nil blühte die Siegesstadt 
Kairo nicht weit von der Stelle des alten Memphis auf. In Ägypten be¬ 
grüßten die Bewohner die Mohammedaner als Befreier vom oströmischen 
Joche, sie gewannen gegen Zahlung der Kopfsteuer vollkommene Freiheit 
in Lehre und Kultus; viele Übertritte von Christen fanden statt. 
Abu Be kr, der erste Kalif, hatte den kühnen, siegreichen Omar 
zum Nachfolger ernannt. Dieser begründete das Arabische Weltreich, indem 
er Palästina (Omar-Moschee in Jerusalem) und Ägypten eroberte und von 
da seine Herrschaft bis Tripolis und zur Mitte Irans ausdehnte; nach 
dessen Tode wünschten viele Araber Alt, den Gemahl der Lieblings- 
tochter des Propheten, als Kalifen. Aber erst nach des Omaijaden 
Othman Tode wurde er anerkannt. Sogleich entbrannte der erste der 
inneren Kriege, an denen die Geschichte der islamitischen Völker reich ist: 
der Omaijade Moawijah trat gegen Ali auf. Da Ali die Sunna 
nicht anerkannte, so wurde ihre Feindschaft durch einen religiösen Gegen¬ 
satz vertieft. 
Moawijah behielt die Oberhand und verlegte seinen Sitz nach 
Damaskus. Unter ihm wurden die Eroberungen im Osten bis nach 
Bo chara ausgedehnt und Konstantinopel zur See angegriffen. Unter 
seinen Nachfolgern wurde der Nordrand von Afrika bis zum Atlan¬ 
tischen Meere erobert. Walids Unterfeldherr Tarif betrat bei Gibraltar 
dm Boden Europas; er vernichtete 711 bei Xer es de la Frontera das 
Heer des letzten Westgotenkönigs und begann die Unterwerfung der 
Pyreuäenhalbinsel. Abderrhaman drang in Aquitanien ein und 
fand 73*2 in der Schlacht bei Poitiers gegen Karl Martell seinen 
Tod. Dies Schlachtfeld ist der nördlichste Punkt, den der Islam im west¬ 
lichen Europa erreicht hat. 
Als die Araber um 700 Europa betreten hatten, waren hier noch 
alle Verhältnisse im Fluß. Zwar die germanischen Stämme hatten in 
West- und Mitteleuropa feste Wohnsitze gefunden, aber die Slawen im 
Osten wanderten noch. Die auf dem Boden des ehemaligen Weströmischen 
Reiches angesiedelten Germanen waren Christen, östlich vom Rhein 
lebten Germanen und Slawen im Heidentum. Daß in Europa 
einmal die christliche Religion siegreich sein würde, war noch nicht 
entschieden. Für den Westen und die Mitte des Erdteils ist ihre Herr¬ 
schaft erst durch den Sieg Karl Martells gesichert worden. Die 
gleiche Bedeutung haben für den Osten Europas die tapferen Verteidi¬ 
gungen von Konstantinopel (668—675 und 715—718 durch Leo den 
Jsaurier). Nur dadurch, daß das Byzantinische Reich jahrhundertelang 
den Arabern wie ein festes Bollwerk entgegenstand, wurde die Christiani¬ 
sierung von Osteuropa möglich.
	        
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