Full text: Das Altertum (Teil 1)

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mauer jetzt Epipolä einschloß, die größte und volkreichste Griechenstadt. Durch den 
Korinther Timoleon von der Herrschaft des jüngeren Dionysius befreit, geriet es 
bald wieder unter einen Tyrannen, den kraftvollen und verschlagenen Agathökles 
(317—289). Unter allen diesen Männern hatte Syrakus mit den Karthagern, die 
sich in dem westlichen Teil der Insel behauptet hatten, zu kämpfen. 
III. Der Dekeleische Krieg, 413—404. 
1. Die Besetzung von DekelZa, 413. Während die Athener in 
der nutzlosen sicilischen Unternehmung ihre besten Kräfte aufopferten, hatte 
sich der Feind auch in ihrem eigenen Lande festgesetzt. Auf den Rat des 
Alcibiades hatten die Spartaner die Feste Dekelea besetzt, die den Paß 
zwischen Parnes und Pentelikon (5 St. nördl. von Athen) beherrschte. Seit- 
dem waren die Athener auch im Winter auf die nächste Umgebung der Stadt 
und aus den Hafen beschränkt; die Sklaven gingen in Menge zu den 
Feinden über. 
Seit der Besetzung Dekeleas wurde der Krieg fast ausschließlich zur See geführt, 
aber auch die Spartaner hatten mittlerweile gelernt zur See zu kämpfen. Dabei war 
der Kampf an sich ungleich: „Wenn die Spartaner zur See besiegt wurden, waren 
sie doch nicht verloren. Dagegen hing'das Bestehen Athens völlig an diesen Brettern 
in der See." (Ranke.) 
2. Absall der athenischen Bundesgenossen und innere 
Wirren, 412 und 411. Zugleich mit dem Glück der Athener war auch 
der Gehorsam der Bundesgenossen geschwunden; viele Städte und Inseln, 
Milet und Byzanz, Chios und Rhodus fielen ab. Persische Hilssgelder und 
phönicische Schiffe unterstützten den Kampf der Griechen gegen Griechen. 
In der entmutigten Stadt Athen gewann jetzt die oligarchifche Partei die 
Oberhand; ein Rat von 400 Männern wurde eingesetzt, welcher nur die 
5000 wohlhabendsten Bürger zur Volksversammlung einberufen sollte (411). 
Aber der Teil der Bürgerschaft, welcher auf der Flotte vor Samos war, 
erklärte sich, von Thrashbul geleitet, für die Beibehaltung der demokratischen 
Verfassung und trat mit Alcibiades in Verbindung'. 
Alcibiades war vor dem Mißtrauen der Spartaner zu Tissaphernes, dem 
persischen Statthalter in Kleinasien, geflüchtet und suchte diesen vom Bündnis mit 
Sparta wieder abzuziehen. Die Absicht des ehrgeizigen Alcibiades war wohl von 
vornherein nicht auf eine dauernde Unterstützung der Feinde Athens gerichtet gewesen, 
sondern nur darauf, seinen Mitbürgern, die ihn geächtet, in der Stunde der Not als 
einziger Retter zu erscheinen. Vor Samos, wo es galt, die aufgeregten Demokraten zu 
beschwichtigen und von einem Zug gegen die Oligarchen in Athen abzuhalten, zeigte sich 
Alcibiades über engherzige Parteipolitik erhaben: er brachte einen Vergleich zustande; 
die volle Demokratie wurde erst 410 wiederhergestellt. 
1 Soweit reicht das Geschichtswerk des Thucydides; an seiner Stelle ist fortan 
(bis 362) Xenophons Griechische Geschichte {'EAArivind, 7 Bücher) die Hauptquelle.
	        
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