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Staat, Volk und Kirche. 
wert sei; sie war bestrebt, eine gleichförmige Bildung des Geistes 
und des Charakters zu erzwingen, jede individuelle Regung zu unter- 
drücken; auch kannte sie allenthalben nur die eine, die lateinische Spache. 
Die Kirche, die sür sich Freiheit forderte, verlangte von der ganzen 
Welt unbedingten Gehorsam, Knechtschaft; ihre Freiheit schloß jede 
Selbstbestimmung sowohl der Einzelmenschen als auch der Staaten 
und Völker aus. Gerade unter dem mächtigsten Papst, Jnnocenz III., 
begannen die Ketzerkriege, und 1215 wurde die Inquisition, das 
Ketzergericht, eingerichtet. Der wahre Glaube wurde erzwungen; Irr- 
glaube war ein Majestätsverbrechen. 
Die Freiheit der Kirche war erreicht; nun hätte das goldene 
Zeitalter kommen müssen. 
in. 
AllmWich n»i«hse»dcg ßliergkmcht des imtioimlni 
Stantks iiiirr die miiucrfnlc Kirche. 
A. Der Uinschrvung. 
Der Ausgang und die Wirkungen der Kreuzzüge (1096—1291) bedeuteten 
eine Niederlage des Papsttums. — 
Es erhob sich gegen das Papsttum: 
1. eine nationale Opposition in Italien und Sizilien, in Ungarn, Eng¬ 
land und Frankreich: 
1283 sizilianische Vesper. 
1269 die pragmatische Sanktion Ludwigs IX. 
1302/3 der Widerstand des französischen Königs Philipp IV. gegen 
den Papst Bonisaz VIII. 
1305—1377 das sogenannte babylonische Exil. 
2. eine nationale Opposition der deutschen Fürsten: 
1338 Kurverein zu Rense. 
1356 die goldene Bulle. 
3. eine Opposition innerhalb der Kirche gegen die zunehmende Ver- 
weltlichung: 
Arnold von Brescia, 1154 als Ketzer verbrannt. 
1208—1223 Ketzerkreuzzug gegen die Waldenser. 
1323 der Armutsstreit der Franziskaner. 
Auch die Universitäten empörten sich gegen die Kirche. 
In den aufblühenden Städten entstanden weltliche Schulen.
	        
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