4 Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbes. der Preuß.-deutschen Geschichte.
2. Mazarin, ein Italiener von Geburt, eine weniger groß ange-
legte Persönlichkeit als Richelieu, aber einer der geschicktesten Diplomaten,
setzte als erster Minister unter der Königin Erntet, die für Ludwig Xiv!
bie vormundschaftliche Regierung führte, die eingeschlagene Politik fort'
Der Aufstand der Fronde, in der sich alle unzufriedenen Elemente zu-
sammengesnnden hatten, nötigte ihn zur Flucht; aber der Sieg der könig-
lichen Truppen unter Turenne in einer Vorstadt von Paris brachte
ihn wieder zur Herrschaft. Er schloß den Westfälischen Frieden ab
und gewann im Pyrenäischen Frieden, der den viernndzwanzigjährigen
Krieg gegen Spanien beendete, Roussillon und Artois für Frankreich;
damals setzte er die Vermählung Ludwigs XIV. mit Maria Theresias
der Tochter Philipps IV., durch, um den Bourbonen einen Erbanspruch
auf Spanien zu verschaffen. 1658 vereinigte er eine Anzahl deutscher
Fürsten im Westen des Reiches zu dem Rheinbund, der gegen das
Haus Habsburg gerichtet war, er erhielt eine feste Organisation und
wurde mehrmals erneuert.
Kudung XIV. 1643 (1661)—1715,
Hatte bisher die Monarchie zwei Repräsentanten gehabt, den König
und den ersten Minister, so vereinigte Ludwig XIV. die Stellung des
Königs und die Gewalt des ersten Ministers.
§ 2. Ludwig XIT. und seine Minister. Ludwig XIV. besaß viele
Eigenschaften eines großen Herrschers, zuverlässiges Gedächtnis, klaren
Verstand und festen Willen; er ernannte nach Mazarins Tode keinen
ersten Minister wieder, sondern widmete sich persönlich den Staats-
geschäften. Er arbeitete täglich und, seit der Erfolg seine Schritte be-
gleitete, bei wachsendem Eifer und anhaltender Ausdauer mit seinen
Ratgebern und erwarb sich eine große Gewandtheit und Sicherheit in
der Erledigung der Arbeiten. Ein glückliches Talent bewährte er in der
Wahl seiner Minister. Le Tellier, der die inneren Angelegenheiten be-
arbeitete, Colbert, der an der Spitze der Finanzen und des Handels
stand, Lionne, einer der geschicktesten Diplomaten, und der Kriegsminister
Louvois, Le Telliers Sohn, waren unermüdlich in seinem Dienste.
Die Finanzverwaltung Colberts, dieses rastlosen Arbeiters, ver-
schaffte dem Könige die Mittel zur Durchführung der Ordnung im
Inneren, für seine Kriege, seine Bauten und seine Hofhaltung. Die Für-
sorge für Handel und Industrie (z. B. Lyoner Seidenweberei), die Er-
Werbung überseeischer Kolonien erschloß dem Lande neue und ergiebige
Quellen des Reichstums. Aber der mit den steigenden Geldansprüchen
zunehmende Steuerdruck erweckte schließlich in der Bevölkerung starke Er-
bitterung gegen Colberts Verwaltung.
Louvois brachte das Heerwesen auf eine damals nirgends erreichte
Höhe. Er ordnete die Werbung, Zusammensetzung der Verbände, Uni-