Full text: Historisches Hilfsbuch für die oberen Klassen der Gymnasien und Realschulen

45 
homerischen Götter -Hymnen, 2) die Kykliker, welche die 
Sagenkreise der Ilias und Odyssee weiter behandelten. 
Die kunstmäfsige Lyrik, ebenfalls in den ionischen Ko¬ 
lonien entsprungen, beginnt mit der Elegie, deren Blütezeit 
das 7. und 6. Jahrhundert ist. Sie bildete sich nach Form 
und Inhalt aus dem Epos heraus. Hauptelegiker waren: Kalli- 
nos (schon um 730), Tyrtäos (s. S. 34), Mimnermos, Solon, 
Theognis u. a. — alle meist in Distichen dichtend und nur in 
Fragmenten (die grölsten von dem Megarer Theognis) erhalten. 
Andre metrische Formen, der iambische Trimeter, der 
trochäische Tetrameter u. a. wurden von Archilochos von 
Paros (um 700), dem Haupt der meist in bitterer Satire 
dichtenden IccfißoyQcxcfOi erfunden. 
Einen gröfseren Formenreichtum erhielt die Lyrik durch 
ihre Verbindung mit Musik und Orchestik (Festchöre); es 
entstand eine Strophenbildung. Hauptträger dieser melischen 
Poesie, die gleichzeitig mit der Elegie blühte, waren: Alkman, 
Arion (von ihm nur ein Fragment übrig), Alkaios von Mytilene, 
Sappho, Stesichoros aus Himera in Sicilien (der zur Strophe 
und Gegenstrophe die incpör, fügte), Anakreon aus Teos (s. 
5. 42). — Doch bestand ein Unterschied der melischen 
äolischen und der chorischen dorischen Lyrik. 
II. Die Künste. Die Baukunst, Plastik und Malerei, vor 
allem auch im Dienste der Religion thätig, ergänzen sich in 
Griechenland, greifen in einander und wirken in der Regel zu 
einer Kunstschöpfung zusammen. Die Malerei entwickelte sich 
erst in der folgenden Periode. Der Hauptfortschritt zur archi¬ 
tektonischen Kunstform lag, neben der Erhöhung der Basis 
über den Boden (ringsum laufende Stufen), darin, dafs man den 
einfach-glatten Wänden des Gotteshauses Säulen (freistehende 
Stützen zum Tragen der Decke und des Daches) hinzufügte; 
aus der Verbindung dieser Säulen (im Äufsern und Innern) 
mit dem Tempelhause gingen alle späteren Formen des griechi¬ 
schen Tempels hervor. Charakteristisch waren die einfach¬ 
ernste dorische und leichte und schlanke ionische Säule; die 
korinthische Säulenordnung ist erst späteren Ursprungs. 
Die Plastik schritt von rohen bemalten Holzschnitzereien 
zu künstlerischer Gestaltung in Erz, Stein, Gold und Elfen¬ 
bein fort. Die Samische und Aginetische Schule war im 
6. Jahrhundert hervorragend.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.