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homerischen Götter -Hymnen, 2) die Kykliker, welche die
Sagenkreise der Ilias und Odyssee weiter behandelten.
Die kunstmäfsige Lyrik, ebenfalls in den ionischen Ko¬
lonien entsprungen, beginnt mit der Elegie, deren Blütezeit
das 7. und 6. Jahrhundert ist. Sie bildete sich nach Form
und Inhalt aus dem Epos heraus. Hauptelegiker waren: Kalli-
nos (schon um 730), Tyrtäos (s. S. 34), Mimnermos, Solon,
Theognis u. a. — alle meist in Distichen dichtend und nur in
Fragmenten (die grölsten von dem Megarer Theognis) erhalten.
Andre metrische Formen, der iambische Trimeter, der
trochäische Tetrameter u. a. wurden von Archilochos von
Paros (um 700), dem Haupt der meist in bitterer Satire
dichtenden IccfißoyQcxcfOi erfunden.
Einen gröfseren Formenreichtum erhielt die Lyrik durch
ihre Verbindung mit Musik und Orchestik (Festchöre); es
entstand eine Strophenbildung. Hauptträger dieser melischen
Poesie, die gleichzeitig mit der Elegie blühte, waren: Alkman,
Arion (von ihm nur ein Fragment übrig), Alkaios von Mytilene,
Sappho, Stesichoros aus Himera in Sicilien (der zur Strophe
und Gegenstrophe die incpör, fügte), Anakreon aus Teos (s.
5. 42). — Doch bestand ein Unterschied der melischen
äolischen und der chorischen dorischen Lyrik.
II. Die Künste. Die Baukunst, Plastik und Malerei, vor
allem auch im Dienste der Religion thätig, ergänzen sich in
Griechenland, greifen in einander und wirken in der Regel zu
einer Kunstschöpfung zusammen. Die Malerei entwickelte sich
erst in der folgenden Periode. Der Hauptfortschritt zur archi¬
tektonischen Kunstform lag, neben der Erhöhung der Basis
über den Boden (ringsum laufende Stufen), darin, dafs man den
einfach-glatten Wänden des Gotteshauses Säulen (freistehende
Stützen zum Tragen der Decke und des Daches) hinzufügte;
aus der Verbindung dieser Säulen (im Äufsern und Innern)
mit dem Tempelhause gingen alle späteren Formen des griechi¬
schen Tempels hervor. Charakteristisch waren die einfach¬
ernste dorische und leichte und schlanke ionische Säule; die
korinthische Säulenordnung ist erst späteren Ursprungs.
Die Plastik schritt von rohen bemalten Holzschnitzereien
zu künstlerischer Gestaltung in Erz, Stein, Gold und Elfen¬
bein fort. Die Samische und Aginetische Schule war im
6. Jahrhundert hervorragend.