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§ 4. Die Völkerwanderung. 
(Hermann), ein Cheruskerfürst. Auch er hatte als Jüngling im römischen 
Heere mit Auszeichnung gefochten, ja, die Ritterwürde erlangt. Er ver¬ 
band sich heimlich mit befreundeten Fürsten und Häuptlingen, um das 
Joch der Römer abzuschütteln. Varus sah den ritterlichen Hermann gern 
in seiner Nähe und vertraute ihm, obgleich Segest, Hermanns Schwieger¬ 
vater, ihn vor demselben warnte. Varus hielt die Warnung des Segest 
für Verleumdung, da er wußte, daß Hermann dem Verräter seine Tochter 
Thusnelda geraubt hatte, um sie zu seiner Frau zu machen. 
4. Schlacht im Teutoburger Walde. Der Verabredung gemäß 
empörte sich ein zwischen Ems und Weser wohnender Stamm. Als Varus 
hiervon Kunde erhielt, brach er sofort dahin auf, um die Ruhe wieder¬ 
herzustellen. Der Marsch durch die tiefen Wälder und ausgedehnten Sümpfe 
war sehr beschwerlich. So kam das römische Heer in die Nähe des heutigen 
Detmold. Hier hatte Hermann in aller Stille die Heerhaufen der ver¬ 
bündeten Stämme aufgestellt, und hier sielen diese über die ermatteten, 
vom Regen durchnäßten und ordnungslos maschierenden römischen Legionen 
her. Das Rauschen des heftigen Regens und das Brausen des Sturmes 
wurden fast übertönt von dem schrecklichen Kriegsgeschrei der von allen 
Seiten hervorbrechenden Germanen. Nach dreitägigem blutigem Ringen 
waren die römischen Legionen vernichtet. Varus gab sich selbst den Tod, 
und nur wenige Römer entkamen. Das geschah im Jahre 9 n. Chr. Die 
Deutschen zerstörten die Burgen der Römer, feierten an den Altären ihrer 
Götter Siegesfeste und opferten die gefangenen Feinde. In Rom befürchtete 
man, daß die Germanen in Italien einfallen würden, und der Kaiser rief 
wie wahnsinnig: „Varus, gib mir meine Legionen wieder!" — Armin, 
der Retter seines Vaterlandes, fiel später durch Meuchelmord seiner eigenen 
Landsleute. Seine Gemahlin Thusnelda wurde von ihrem eigenen Vater 
den Römern ausgeliefert und von diesen in Rom gefangen gehalten. Die 
Nachwelt aber ehrte den Retter des Vaterlandes durch ein mächtiges Denkmal. 
8 4. Die Völkerwanderung. 
1. Hunnen. Durch die Schlacht im Teutoburger Walde wurde die 
Freiheit des deutschen Volkes gerettet. Im Laufe der nächsten Jahrhunderte 
drangen die Deutschen in das römische Reich ein, um sich neue Wohnsitze 
zu suchen. Einen gewaltigen Anstoß erhielt diese Bewegung im Jahre 375 
In diesem Jahre kamen die Hunnen, ein wildes mongolisches Reitervolk, 
aus dem Innern Asiens in die Länder am Schwarzen Meere. Sie waren 
sehr häßlich; auf dem kurzen Halse saß ein großer Kopf mit schiefgeschlitzten 
Augen, plattgedrückter Nase und hervorstehenden Backenknochen. Sie aßen 
Wurzeln und rohes Fleisch; feste Wohnplätze verabscheuten sie. Der Hunne 
war raubgierig und grausam. Die von den Hunnen angegriffenen Ost¬ 
goten, die bis zum Schwarzen Meere hin wohnten, wurden unterworfen 
und nach Westen gedrängt. 
2. Da wurden auch die schon christlichen Westgoten aus ihren Wohn¬ 
sitzen vertrieben. Auf die Bitten ihres Bischofs Ulfilas erhielten sie Wohn-
	        
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