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2. Burgund und Italien.
Neben dem Königreich Niederburgund (seit 879) erhob sich 888 das
Königreich Hochburgund (auf beiden Seiten de* Schweizer Jura, westl. bis
zur Saone. südöstl. bis zu den penninischen Alpen): hier wählten die Großen
den Grasen Rudols aus wölfischem Geschlechte zu ihrem Könige. — In
Italien stritten erst die Fürsten von Spoleto und Friaul, dann die
vurgundischen Könige um die Herrschast; zuletzt (938) trat König Hugo
Niederburgund an Rudolf II. von Hochburgund ab und erkaufte sich da-
durch den ruhigen Besitz Italiens.
Rudolf 1., seit 888 König von Hochburgund
Rudolf II., seit 933 König v. Hoch- u. Niederdurgund Hugo, König von It aixen
' " iönröb Adelheid, 1. Gemahl: Lothar, König von Italien
2. Gemahl: Otto der Große, seit 951
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Rudolf III, t 1032. König von Italien.
A. HZurgund. Das vereinigte burgü'ndische oder arelatische Reich
(zwisch. Saöne u. Aare, Cevennen u. Alpen) bestand noch ein Jahrhundert,
ohne zu rechter Kraft und Bedeutung zu gelangen. Außerordentlich litt es
anfangs durch die Araber, die sich an den Küsten der Provence und m den
Westalpen festsetzten, und durch die Ungarn, die bis zur Mitte des 10. Jahrh.
von Italien aus das Land plündernd durchzogen. Nach dem Tode Rudolfs III.
(1032) ward das Königreich von Kaiser Konrad II. besetzt und mit Deutsch¬
land (1V33) vereinigt.
B. Italien. Ein Spielball des Adels und der Geistlichkeit, kam das
Königtum nicht zu einer festen Begründung seiner Macht; durch ein tyrannisches
Regiment entfremdete-sich Hugo selbst die Männer, die er erhoben; er ent-
saate 945 freiwillig der Krone und rettete dadurch seinem Sohne Lothar,
dem Gemähte der burgundischen Adelheid, das Reich. Bei dessen plötzlichem
Tode (t 950) setzte der Markgraf Berengar von Jvre a (a. d. Dora
Baltea l. Nebenfl. des ob. Po) bei den Großen seine Wahl zum König
durch 'schuf sich aber durch Härte und Grausamkeit viele Gegner, welche nun
der Witwe Lothars. Adelheid, das italische Reich zuerkannten und in einer
zweiten Heirat derselben die Rettung der Zukunft erblickten. Durch die Ge¬
fangennahme Adelheids und ihre schmähliche Behandlung im Kerker
untergrub Berengar vollends seine Stellung. Diese Zustände benutzte der
deutsche König Otto I., um sich leicht in den Besitz des Na Usch en
Königreichs zu setzen (951); durch seine Vermählung mit Adelheid
suchte er seine Macht zu befestigen. ^ . < S-
% den wilden Parteikampf, der in Italien herrschte, wurden auch die
Päpste hineingezogen und mußten als Geschöpfe der herrschenden Parteien
deren Zwecken mit ihrem geistlichen Ansehen dienen. Der Kaisertitel ),
den sie den italischen Königen verliehen, sank unter diesen Umstanden zu
einem inhaltlosen Namen herab. Ränkevolle, üppige Weiber aus vornehmen
Häusern besetzten mit ihren Günstlingen und Kindern den Stuhl petri. £ie
1) Ihn führten nach Karl III. : Wido v. Spolet s. S. Lambert Arnulf Ludwig
v. Niederburg., S. Bosos. Berengar v. Friaul (t 924). Von da blS zu Otto d. Gr.
ruhte der Kaisertitel.