Full text: Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel (Bd. 8)

68 Handel und Gewerbe in Schlesien. 
Fläche ohne das winzigste Pflanzenleben. Diese Belebung verdankt die Aus- 
stellung der Gärtnerei, welche in Schlesien besonders gepflegt wird. Aber damit 
haben sich die Männer nicht begnügt, welche es unternahmen, eine Wüste in 
einen Garten zu verwandeln, daß sie heimische Gewächse dorthin verpflanzten, 
sondern sie haben auch den Süden mit seiner Blumenpracht und seinen schönen 
Bäumen nach Breslau verlegt. Hier entzücken uns Palmen, deren Heimat das 
südliche Europa ist; dort Akazien, die in Ägypten wachsen; hier der Rhabarber 
Chinas, dort buntfarbige Päonien. 
Die Ausstellung, welche am 15. Mai eröffnet wurde, hat uns ein bunt- 
farbiges Bild von dem gewerbfleißigeu Schlesien gegeben. Als sie am 4. Oktober 
geschlossen wurde, war sie von ungefähr 600 000 Personen besucht worden. 
Sie gewährte nicht den Breslauern allein und den Schlesiern, sondern auch 
vielen, die fern von Schlesien wohnen, reiche Unterhaltung und Belehrung und 
hat klar dargelegt, daß auf vielen Gebieten der Industrie Schlesien die Kon- 
kurrenz andrer Länder nicht zu scheuen hat. Vielleicht dürfen wir behaupten, 
daß einzelne Möbel, Wagen, Instrumente von so vorzüglicher Arbeit ausgestellt 
gewesen sind, daß mancher Beschauer glaubte, er stehe Pariser, Londoner oder 
Wiener Fabrikaten gegenüber. Daß die Beurteilung der Fabrikate durch die Fach- 
männer nicht allgemeine Billigung gefunden hat, versteht sich von selbst; denn 
niemand kann es allen recht machen, besonders da die Gebiete der Industrie 
sehr verschiedenartig sind. Wenn Merkur, der Gott des Handels und der Ge- 
werbe, die Götter Griechenlands und Roms zu einer allgemeinen Versammlung 
berufen könnte, so würde in dieser der gewaltige Zeus den Vorsitz führen; und 
wenn er dann die Götter befragte, was ihnen wohl von der schleichen Gewerbe- 
nnd Industrieausstellung am besten gefallen hätte und was nach ihrer Meinung 
die höchste Anerkennung verdiene, da hörten wir den Pluto antworten, daß 
dem fleißigen Schlesier der erste Preis gebühre, der in die tiefen Schachte hinunter- 
steigt und Erz und Kohlen losbricht und an das Tageslicht hebt. Der hinkende 
Vulkan spendet das größte Lob den Metallarbeitern; Neptun schüttelt den Drei- 
zack und will den Versertigern der Wasserleitungen, Springbrunnen, Pumpen 
und Dampfmaschinen das höchste Lob erteilt wissen; Saturn, den die Griechen 
Chronos nennen, fragt, ob denn der „Uhrwald" keine Anerkennung verdiene; 
Hebe preist die herrlichen Trinkgefäße, Flaschen und Krüge; Ceres erhebt lobend 
die Mehl- und Stärkefabrikation und die landwirtschaftlichen Maschinen; Flora 
rühmt die echten und künstlichen Blumen; Juno preist die Kleider, Pallas die 
Weberei, Vesta die Feinheit der keuschen Spitzengewebe und Schleier; Venus 
rühmt die ausgestellten Spiegel, und Bacchus meint, der Grüneberger sei ein 
ganz vorzüglicher Wein. Da würde der weise Vater der Götter in große Ver- 
legenheit geraten; denn er wüßte nicht, wem in Schlesiens Gauen er den Lor- 
beerkranz überreichen sollte; aber er wüßte sich zu helfen. Er schickte seinen 
Boten, den schnellen Merkur, an die Vertreter der verschiedenen Industriezweige 
und ließe ihnen sagen, daß er nur einen Lorbeerkranz habe, den er. weil so 
viele verdienstvolle Kämpfer in die Schranken -getreten seien, lieber keinem 
geben wolle; aber er gebe allen seinen Segen und wünsche, daß Schlesiens 
Industrie wachsen, blühen und gedeihen möge.
	        
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