Full text: Lesebuch für Fortbildungsschulen

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ihren Füllen. Zwischen dem Grün der Wiesen ziehen sich breite 
Saatfelder mit Korn und schwerem Weizen. Das Erdreich ist fett- 
tiefsehwarz, da es vielleicht erst vor ein paar J ahrhunderten dem 
Elbsstrome abgerungen und urbar gemacht wurde. Weiter hinten 
fliebt der Rhin, ein einer, tiefer Flub, zwischen hellem Busch. 
werk und keinen Laubhölzern dahin. Flache Boote mit holstei- 
nischen Bauernmädchen in dem breitkrämpigen Strohhut, dem 
schwarzen Spenzer und den weitfaltigen, kurzen, weiben Hemd- 
armeln fahren hinab nach Glückstadt. Sie bringen Grünkohl, Lier, 
Butter, Milch, Gemũse, Obst, das sio in der Stadt verkaufen wollen. 
Das Eigentüũmliche der Marsch liegt vor allem mit in dem 
schweren, fetten Erdreiche, aus dessen Beschaffenheit wieder eine 
Menge anderer Eigentümlichkeiten hervorgehen. So findet man, 
was weder in der Geesti noch in der Heide in so ausgedehnter 
Weise der Fall ist, in der Marsch lauter einzelne Bauernhöfe, 
keine dicht zusammenliegenden Dörfer. Dicht um den Bauernhof 
liegen die Saatgrundstücke und etwas weiter die Wiesen. Pold. 
grundstücke, die, vie in anderen Gegenden oft weit von dem 
Bauernhofe entfernt sind, kann es schon deshalb nicht geben, weil 
das schwere Erdreieh, der fettige Boden ein weites Pahren zu einer 
höchst mühseligen, fast unmöglichen Arbeit machen würde, zumal 
bei regnerischer Witterung. 
In den holsteinischen Marschen verwendet man nur Pferdoe, 
aber niemals Rindvieh als Zugtieère. Kein Stier aus diesen Gegen- 
den hat je seinen Nacken unter das Joch gebeugt, und die Güte 
des holsteinischen Ochsenfleisches soll wesentlich mit durch den 
Umstand bedingt sein, dab die Tiere nicht zum Ziehen verwendet 
werden. Auberordentlich gut ist auch das Kalbfleisch. Die jungen 
Tiere werden nicht, wie es anderwurts geschieht, mit 14 bis 21 Tagen 
geschlachtet, sondern erst, wenn sie 10 bis 12 Wochen alt sind, 
auch werden sie, um dem Pleische seine Zartheit und seinen 
Wohlgeschmack zu erhalten, mit Mileh und Eiern gefüttert. Aus- 
gezeichnet ist auch die Pferdezucht in den Marschen. Besonders 
für schwere Reiterei sind diese kräftigen, hohen Tiere sebr geeignet; 
doceh werden aueh viele als Wagenpferde ausgeführt. 
Der Menschenschlag in den Marschen ist kräftig, stark, wohl- 
genuhrt und von zaher Ausdauer. Die Marschbewohbner besitzen 
1die neben der Marsch vorkommenden unfruchtbaren Sandstrecken.
	        
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