Full text: Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 (Teil 6)

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Das Emporkommen Preußens. 
§24. 
die Anerkennung und Garantie dieser Pragmatischen Sanktion, gab aber 
freilich dabei wichtige Reichsinteressen preis. Darum unterstützte auch der 
Kaiser den Kurfürsten von Sachsen bei seiner Bewerbung um den polnischen 
Thron, um ihn (und Rußland) für die Anerkennung der Pragmatischen 
Sanktion zu gewinnen. 
Polnischer Der Streit der beiden Bewerber führte zum Polnischen Thron- 
Thronfolge, (1733—1735). Aus Polen mußte Leszezynski vor den öfter- 
(1733-1735). reichischen und russischen Truppen zurückweichen, aber am Rheine, wo 
Prinz Eugen befehligte, und in Oberitalien erfochten die französisch-spanischen 
Waffen Erfolge. Es zeigte sich, daß Österreich aus eigener Kraft nicht 
imstande war, den Rhein und Italien zu verteidigen. 
^ Wiener ' Im Wiener Frieden (1738) erhielt August den polnischen Thron und 
Friede 1738.Stanislaus Lothringen, das nach seinem Tode an Frankreich fallen 
sollte. Der bisherige Herzog von Lothringen, Franz Stephan, der 
unterdessen die Hand der Maria Theresia erhalten hatte, wurde mit bem 
Großherzogtum Toskana entschäbigt, wo vor kurzem bas Haus Mebici 
ausgestorben war. Österreich trat Sizilien und Neapel als eine Sekuudo- 
genitur an die spanischen Bourboueu ab und erhielt dafür Parma und 
Piaeenza. Als 1766 Stanislaus Leszezynski starb, kam Lothringen an 
Frankreich, das damit eine lange angestrebte, wertvolle Abruuduug seines 
Gebietes gewann. 
Türienkrieg Mehr noch als der Polnische Thronfolgekrieg zeigte der Türkenkrieg 
(1736-1733). (1736—1739) den Verfall des österreichischen Heeres; er endete im Frieden 
zu Belgrad mit dem Verluste Belgrads und der 1718 gewonnenen Teile 
Serbiens und der Walachei. 
E. Das Emporkommen Preußens. 
Nachdem sich der Westen und der Osten Europas politisch gefestigt 
hatten, wäre die Mitte in ihrem Zustande eines losen Nebeneinander kleiner 
Staaten zwischen den großen Mächten untergegangen und die deutsche, pro- 
testantische Geistesbildung damit heimatlos geworden. Seitdem Frankreich sich 
am Rheine nur das Reich und Österreich gegenüber sah, während der Kaiser 
burch seine Türkenkriege beschäftigt war, und nachdem bereits russische Truppen 
an der Odermündung gekämpft hatten, war diese Gefahr in unmittelbare 
Nähe gerückt worden. Denn überhaupt wäre es irrig anzunehmen, daß die 
Herrschaft bes germanischen Elementes im Osten schon damals gesichert war. 
Für die deutsche, ja auch für die europäische Geschichte ist es ein Er- 
eignis von unabsehbarer Tragweite geworden, daß damals in der Mitte 
Europas eine neue, rein deutsche Großmacht entstand: die preußische 
Monarchie. Sie ist hervorgegangen aus der Mark Brandenburg. 
Der Brandenburgische Staat erwuchs in dem Kolonialgebiete rechts der 
Elbe, das im 12. und 13. Jahrhundert von den Deutschen erobert und be- 
siedelt worden war. Es sind die Fürsten aus dem anhaltinischen Hause, die 
Askanier (nach der Burg Askaria, Aschersleben), welche die Mark erobert und 
germanisiert haben. Nach ihrem Aussterben hat das Land fast 300 ^ahre
	        
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