96 Dritte Periode, von 555 bis 333 v. Chr.
im Judusdelta hatte Alexander noch harte Kämpfe mit den fanatischen Bewoh-
nern (Musikanus) zu bestehen.
§. 153. Um die Flotte, die ihre Fahrt nach dem persischen Meerbusen zu
nahm, zu unterstützen, zog Alexander mit einem Teile des Heeres durch den wüsten
Südküstensaum Persiens (Gedrosien d. i. Mekran), wo einst das Heer der
Semiramis untergegangen sein sollte; drei Vierteile seiner Scharen kamen
hier um; doch traf er endlich (in Karamanien) glücklich mit dem übrigen
Heer (das unter Kraterus durch das Innere von Persien gezogen war)
und mit Nearch zusammen, der dann bis zur Mündung des Enphrat und
Tigris fuhr, während Alexander sich nach Snsa wendete. Hier beschäftigte
ihn vor allem die innige Verschmelzung der Abendländer und
Morgenländer; er selbst, seine Generale und 10000 Soldaten feierten
„die große Hochzeit" mit Töchtern Asiens. Während er Asiaten zu kriegerischen
Würden heranzog, bezahlte er für seine Macedonier alle Schulden (90 Mill. Mark)
und wollte die Veteranen in die Heimat entlassen (zu Op is am Tigris). Nun
aber riefen die Macedonier eifersüchtig: „er solle sie alle heimsenden; mit seinen
Asiaten möge er die Welt erobern!" Drei Tage umgab sich Alexander nur
mit Persern, die er für feine Verwandten erklärte: als dann die Macedonier
ihn um Verzeihung anflehten, rief er ihnen zu: „So nehme ich Euch Alle zu
meinen Verwandten an!" und die Veteranen wurden nach einem großen Ver- ;
söhnungsseste entsandt.
§. 154. Um dieselbe Zeit war Alexander in Griechenland willig als Gott
anerkannt (die Spartaner beschlossen: „Will Alexander Gott sein, so sei er Gott!").
Mehr Widerstand erweckte es, als er allen hellenischen Staaten die Zurück-
bernsung der Verbannten (meist Anhänger Macedoniens) auferlegte. In
Athen hatte man auch den Harpalns, der den ihm von Alexander über-
wiefenen persischen Reichsschatz veruntreut hatte, aufgenommen. Doch mußte
Athen vor Antipater sich beugen; Harpalus entfloh, der Volksredner
Demosthenes aber, der sich mit ihm zu nahe eingelassen hatte, wurde
verbannt (vgl. §. 147).
324 §. 155. Von Opis, wo die Straßen sich scheiden, ging Alexander (324)
nach Ekb at an a. Hier starb Hephästion, von dem der König einst sagte: „Dieser
ist auch Alexander!" Seitdem war Alexanders Heiterkeit dahin. In Babylon,
wo er die Leiche seines Freundes mit ausschweifender Pracht verbrennen ließ,
bereitete er neue große Unternehmungen vor (Umschiffung Arabiens durch
Nearch, Untersuchung des Kaspischen Meeres, vielleicht einen Zug gegen
Karthago!) und übte die neuen persischen Truppen ein. Bald fühlte er
sich krank; als man ihn in den Tempel des Serapis bringen wollte, antworteten
die Priester: „Laßt ihn, wo er ist, dort wird ihm bald besser werden! Am
folgenden Tage starb er, indem er dem Perdikkas seinen Siegelring in die
323 Hand drückte (323).
Alexanders Reich vermochte niemand zusammenzuhalten; die Verbindung
zwischen Orient und Occident aber war für die Dauer begründet. Alex an-
drien wurde der Mittelpunkt für die neue „hellenistische" Kultur. Am
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