Full text: Abriß der Geschichte des Altertums (Teil 1)

Die beiden Antonine. 165 
sie gegen die mittlere Donau vorbrachen, fielen indes auch die Chatten in 
das südwestliche Deutschland, die CHauken zur See in Gallien ein. ^ Der 
Markomannenkrieg wird von den Römern mit dem „cimbrischen Kriege" ver¬ 
glichen. Der friedliche Marc Aurel suchte zuerst die verbündeten Deutschen zu 
trennen, schloß mit einigen Völkerschaften Frieden und nahm Scharen derselben 
in Italien als Ansiedler und in die römischen Heere auf ; dann mußte er mehr- 
mals gegen sie ziehen, schlug sie, starb aber noch während des Krieges zu 
Syrmium (in Slavonien). Sein elender Sohn nnd Nachfolger Commodus 
(180 bis 192) machte eilfertig Frieden mit den Markomannen, in welchem 180 
sie versprachen, sich von der Donau fern zu halten; über 20000 dieser „Bar¬ 
baren" aber traten in römischen Dienst, eine furchtbare (bald immer 
wachsende) Gefahr für das sinkende Reich! 
Nachzulesen: Dio LXXI. 
Sitten, Bildnng und Litteratur der zwei ersten 
Jahrhunderte des Kaisertums. 
§.274. Die Geistesbildung hatte in keiner früheren Zeit eine so große Viel- 
seitigkeit erlangt und sich zugleich über einen so großen Kreis der Völker verbreitet, 
als in der Zeit des Kaisertums; die sittliche Kraft der Römer aber war 
gebrochen. Dieses zeigt sich in den widrigsten Erscheinungen in der Stadt 
Rom, wo übermäßiger Reichtum Einzelner fortwährend im grellsten Gegen- 
satz zu der Armut der Mafien stand und die Laster der Üppigkeit neben der 
Niederträchtigkeit des hungernden und genußgierigen Gesindels wucherten, das 
nur „üßrot und Circus-Spiele" forderte. Wenn sich aber gleich diese Unsitt- 
lichkeit nach und nach über die Länder des Reiches verbreitete, so hatte doch in 
diesen die alte Sitte einen festeren Halt und es bestand besonders in den Pro- 
vinzen des Abendlandes noch lange Zeit die alte Kraft neben der 
neuen Bildung fort. Aus den Provinzialen ergänzte auch Rom feit 
Vespasian den Senat; ja die Kaiser, mit denen eine festere Ordnung des 
Reiches begann (Trajan, Hadrian), waren Provinzialen. Zu den Lastern des 
Luxus gehört in den ersten Kaiserzeiten noch die von den Optimaten der letzten 
republikanischen Zeit eingeführte Schlemmerei. Auch die Mode des un¬ 
sinnigen Tafelluxus in Rom hörte aber (nach einer Dauer von 100 Jahren) 
durch das Beispiel der Mäßigkeit, das Ansiedler aus den übrigen Städten und 
Ländern des Reiches gaben, nach und nach auf und verlor sich völlig durch den 
Einfluß Vespasians, der selbst auf dem Throne einfach blieb (Tac. Ann. III. 55). 
Der Luxus führte übrigens immer mehr alle Klassen zu der Sorge für ein 
behagliches Leben und beförderte dadurch einerseits Bildung, andererseits Gewerb- 
fleiß und Handel; doch trat hiermit allerdings zugleich ein immer grellerer 
Abstand zwischen den Vermögenden und Dürftigen hervor, und allmählich wurde 
die Einfachheit und Kraft aller Bewohner des Reiches untergraben. Mit der 
Körperstärke sank auch Willens- und Thatkrast und um der Behaglichkeit willen
	        
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