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England im 17. Jahrhundert.
§ 9. 10.
Kirchliche Verhältnisse. In England war allein die von Hein-
rich VIII. vorbereitete, von Elisabeth ausgestaltete Anglikanische Kirche
gesetzlich anerkannt. Ihr gehörte auch Jakob I. an, obwohl er kalvinisch
erzogen worden war. Die Katholiken wurden unter seiner Regierung
politisch völlig entrechtet, nachdem die von enttäuschten und erbitterten
Katholiken angezettelte Pulververschwörung gegen den König und das
Unterhaus entdeckt worden war. Verboten waren die Sekten. Unter
ihnen wurde die der Puritaner (sie wollten die Kirche in ihrer Rein-
hett, puritas, herstellen), die in Lehre und Gemeindeverfassung den schot-
tischen Presbyterianern folgten, die wichtigsten; obwohl unter Elisabeth
und den Stuarts mit blutiger Strenge verfolgt, gewannen sie beständig
an Mitgliedern. Die Jndependenten, die völlige Unabhängigkeit
jeder Gemeinde forderten, zogen die äußersten Folgerungen dieses religiösen
Subjektivismus. Zu ihrer Sekte gehörten John Milton, der Dichter
des Verlorenen Paradieses, und Oliver Cromwell.
In Schottland herrschte die von John Knox begründete Pres-
byterialversassuug der Gemeinden.
Die Iren waren in ihrer Mehrzahl katholisch.
Diese schwierigen Verhältnisse in Kirche und Staat wurden durch
eigenwillige Eingriffe der Stuarts noch verschlimmert.
§ 10. Karl I. (1625—1649) übernahm mit den verhaßten Günst-
liugeu seines Vaters auch dessen Zerwürfnisse mit dem Unterhause. Als
ihm das Parlament im Jahre 1628 eine Zusammenstellung aller seiner
Beschwerden, die Petition of right, überreicht hatte, löste er es auf und
versuchte, ohne seine Mitwirkung zu regieren. Lord Strafford war sein
politischer Berater; die von ihnen eingeschlagene Regierungsweise mußte
schließlich zur königlichen Alleinherrschaft führen. Aber die Erhebung von
Steuern, die das Parlament nicht ausdrücklich genehmigt Hatte, traf auf
Widerstand in der Bevölkerung. So weigerte sich John Hampden, das
„Schiffsgeld" zu zahlen, und als er deshalb vor Gericht verurteilt
wurde, geriet die ganze Nation in große Erregung.
Noch mehr erbitterte es die Engländer, daß sie in den Änderungen
an der Liturgie und den Gebräuchen der Hochkirche, die William Land,
Erzbischos von Canterbury, mit Zustimmung des Königs vornahm,
die Vorbereitungen zur Rückkehr in die römische Kirche zu erkennen
glaubten.
Die Puritaner erlitten schwere Verfolgungen, daher wanderten viele
Familien nach Nordamerika aus.
Besonders ungünstig war es für Karl, daß er auch in seinen aus-
wärtigeu Unternehmungen keine Erfolge errang.
Er Hatte auch bei den Schotten den Versuch gemacht, die Episkopal-
kirche einzuführen, aber diese hatten sofort einen förmlichen Bund, den
Covenant, zum Schutze ihrer presbyterianifchen Kirchenverfassung