Malerei.
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wenigstens eine Ahnung von der Erhabenheit dieses Bildwerkes. — Von
den zahlreichen Schülern des Pheidias verdienen Erwähnung AIkamönes,
dessen Herastatue vielleicht in der Junobüste der Villa Ludovisi in
Rom teilweise erhalten ist, und Päonios, dessen fliegende Nike jüngst
zu Olympia ausgegraben wurde (erste Kopie zu Berlin). Um dieselbe
Zeit mag auch die von einem unbekannten Meister herrührende Marmor-
statue der Aphrodite von Melos (Venns von Milo) entstanden sein,
welche im Louvre untergebracht ist. Etwas jünger als Pheidias war
Polykleitos zu Argos, welcher in der Darstellung des jugendlich schönen
Körpers das Vortrefflichste leistete; dies beweisen n. a. der Apoxyomenos
d. i. ein Athlet, der sich mit dem Schabeisen von Ol und Staub reinigt,
und eine Amazone, aber auch seine Hera (Büste zu Neapel) saud
einen solchen Anklang, daß sie von späteren Künstlern immer wieder
nachgebildet wurde.
§57. [Malerei.] Die Malerei der Griechen entwickelte sich lang¬
samer als die Plastik und gelangte erst in der folgenden Periode zur
höchsten Blüte. Ein endgiltiges Urteil über die Leistungen auf diesem
Gebiete abzugeben, ist nicht gut möglich, da die Kunstwerke selbst verloren
gegangen sind und die von Handwerkern hergestellten Vasengemälde,
ebenso wie die Wandgemälde in Pompeji eine nur unvollkommene
Anschauung von den künstlerischen Schöpfungen gewähren. Aber auch
aus diesen geringen Resten ersieht man, daß die Malerei auf einer sehr
hohen Stufe gestanden haben muß, daß Harmonie der Komposition,
Tiefe des Ausdrucks, Pracht der Farben wohlbekannte Dinge waren,
während allerdings die Kenntnis einer durchgebildeten malerischen Per-
spektive noch fehlte. Die Wandgemälde waren auf feingeglättetem
Stuck mit einfachen Wasserfarben al fresco ausgeführt, die Tafelbilder
dagegen auf Holztafeln in tempera gemalt, d. h. mit Farben, welche
durch eilte leimartige Substanz verbunden waren. Erst später kam die
eukaustische Malerei auf, welche darin bestand, daß Wachssarben mit
trockenen Stiften verarbeitet, in die Fläche eingebrannt wurden. Die
noch spätere Mosaikmalerei, welche ihre Bilder ans buntfarbigen
Marmor- und anderen Steinstiftchen zusammensetzt, wurde hauptsächlich
zur Ausschmückung der Fußböden verwendet. — Der erste große Maler
der Griechen war Polygnötos aus Thasos, der, wie es scheint, von
Kimon nach Athen berufen ward; er malte die auf der Agora befind¬
liche Halle, welche seitdem den Zunamen die „bunte" (<rroa TCom'Xir)) er¬
hielt, mit Szenen ans den Perserkriegen, ans dem trojanischen Kriege
und aus den Heroensagen aus; noch berühmter waren aber seine Wand-