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§ 42.
Das ungarische Mittelgebirgs- und Tiefland.
1. Das ungarische Mittelgebirge wird gewöhnlich als Karpathen
lind Hochland von Siebenbürgen bezeichnet. Die Karpathen reichen von
der Quelle der Oder bis zu' der der Theiß. Es ist ein waldreiches Ge¬
birge, welches aus mehreren Gruppen besteht und in der hohen Tatra
an der Quelle der Waag bis in die Region der Gletscher (8100') hinauf¬
reicht. Südlich der hohen Tatra liegt das ungarische Erzgebirge mit
weiten blühenden Thalgeländen Wie der Name andeutet, bietet es dem
Bergmann reichlich Stoff zur Ausbeute (Kremnitz und Schemnitz). Nörd-
lich der hohen Tatra liegen die durch ihren Salzreichthum berühmten
Salzbergwerke von Bochnia nnd Wieliczka. Das Hochland von
Siebenbürgen ist ein 1200' hohes Plateau, welches die Gestalt eines
Vierecks hat und an seinen vier Seiten von Randgebirgen eingeschlossen
ist. Den Süd- nnd Ostrand bilden die transsylv ani sch en Alpen,
den West- und Nordrand das sieb enbürgische Erzgebirge. Ssamos,
Maros und Aluta durchbrechen den Nord-, West- und Südrand des Pla-
teaus, welcher im Süden zur walachischeu Tiefebene sich herabsenkt.
Nur der Ostrand ist nicht durchbrochen und ohne Pässe; seine Gipfel sind
den größten Theil des Jahres mit Schnee bedeckt (8—9000').
2. Das ungarische Tiefland zerfallt in zwei größere Abtheilungen,
in das kleine oberungarische und das große nu^teruugarische. Die
oberungarische Tiefebene liegt zu beiden Seiten der Donau und
wird von den Ausläufern der Alpen und der Karpathen eingeengt. Sie
scheint früher ein großer Binnensee gewesen zu sein, bis sich die Donau
einen Durchbruch bahnte. Der seichte Neusiedlersee scheiut ein lieber-
rest jener Zeit zu seiu. Das Land ist sehr fruchtbar und wie ein Garten
mit Aeckern, Bäumen, Obst und Wein wohl bepflanzt. Sehr üppig ist die
Vegetation auf den Donauinseln nnd insbesondere auf der Insel Schütt.
Unterhalb des Stromdurchbruchs bei Waizeu öffnet sich die zehnmal
größere uuterungarische Tiefebene, welche, wenn wir nach dem
tiefen Plattensee schließen dürfen, ebenfalls in grauer Vorzeit ein ge-
waltiges Seebecken war. Die Donau scheidet sie in zwei ungleiche Hülsten,
von denen die westliche neben wenigem Snmps- und Steppenland in
wellenförmiger Erhebung und Senkung reiche Getreidefluren, Weinberge,
Wälder und Wiefeu darbietet. Die östliche Hälfte dagegen ist völlig eben,
hat unübersehbaren Steppen, Moore, Flugsandstrecken, dann wieder arme,
traurige Haidestreckeu neben fruchtbaren Aeckern, Weinhügeln, Tabaksfel-
dern :c. Die menschlichen Wohnplätze sind weitläufig von einander an¬
gelegt und treten mehr in Form von Meierhöfen und Nachbarschaften als
in der von Städten nnd Dörfern auf.
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Die sarmatische Tiefebene,
auch russische oder skythische genannt, ist das große Tiefland, welches den
ganzen Osten Europa's einnimmt und, wie bemerkt, sich im Westen durch
die norddeutsche Tiefebene bis zu den Halbinseln Jütland und Nordholland
fortsetzt. Es enthält keine Gebirge, fondern nur welleuförmige Ebenen, auf
denen sich Hügelreihen von 1000 — 1900' ausdehnen. Das Tiefland ist