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zusammentrat, um eine gemeinsame Bundesversammlung zu schaffen,
wurde Franklin von Pennsylvanien zum Abgeordneten gewählt.
Nach Vollendung der Bundesverfassung zog er sich von den öffent¬
lichen Angelegenheiten zurück und lebte seitdem im Kreise seiner
Familie. Allein auch jetzt noch arbeitete er unermüdlich im Dienste
der Menschheit fort. Durch Vereine suchte er auf Verbesserung
der Gefängnisse und des Looses der Negersklaven zu wirken. Am
17. April 1790 starb er im 84. Lebensjahre.
Das ganze Land trauerte bei dem Tode Franklins. Der Kon¬
greß ordnete eine monatliche allgemeine Trauer an. Auch die fran¬
zösische Nationalversammlung beschloß am 11. Juli 1790, aus den
Antrag Mirabeau's, eine dreitägige Trauer anzulegen. Mirabeau
sprach dabei unter tiefem Stillschweigen der Versammlung folgende
Worte:
»Franklin ist todt. Der Genius, welcher Amerika die Freiheit gab,
und Ströme von Licht über Europa ergoß, ist in den Schooß der Gott¬
heit zurückgekehrt. Der Weise, den zwei Welttheile den ihrigen nennen,
der Mann, den die Geschichte der Wissenschaften und die Geschichte der
Staaten einander streitig machen, nimmt ohne allen Zweifel einen hohen
Rang im menschlichen Geschlechte ein. Nur zu lange haben politische
Kabinette von dem Tode derer Kenntniß genommen, die niemals groß
waren, als in der Leichenpredigt; nur zu lange hat die Sitte der Höfe
heuchlerische Trauer veranstaltet. Nationen sollten nur um ihre Wohl¬
thäter trauern; die Vertreter freier Männer sollten nie andere, als dis
Herren der Menschheit, ihrer Huldigung empfehlen. Der Kongreß hat
eine allgemeine monatliche Trauer durch die vierzehn Bundesstaaten um
Franklin's Tov angeordnet, und so hat Amerika einem der Väter seiner
Verfassung den schuldigen Tribut der Bewunderung entrichtet. Gesetz¬
geber, wäre es nicht Eurer würdig, Euch diesem religiösen Akt anzu¬
schließen, um im Angesicht der Welt Theil zu nehmen an dieser Hul¬
digung. dargebracht den Menschenrechten und dem Philosophen, der für
ihre Eroberung durch die ganze Welt so viel gethan hat? Das Alter¬
thum würde Altäre errichtet haben für den Sterblichen, der zum Nutzen
des Menschengeschlechts beide, Himmel und Erde, in seiner großen Seele
umfaßt und es verstanden Hätte, den Blitz und die Tyrannei zu bän¬
digen! Das erleuchtete und freie Europa schuldet wenigstens sein An¬
denken und seinen Schmerz einem der größten Menschen, die je der
Sache bet Wissenschaft und Freiheit gedient haben. Ich schlage vor,
daß jetzt ein Beschluß gefaßt werbe, baß bie Nationalversammlung drei
Tage Trauet anlegen soll um Benjamin Franklin.«
Merkwürdig ist die Grabschrift, welche Franklin selbst für sich
entworfen Hatte:
»Hier liegt ber Leib Benjamin Franklins, eines Buchbruckers —
gleich bem Einbanbe eines alten Buches, aus welchem sein Inhalt
Geschichtsbilder. 8te Aufl.
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