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hervorgehoben haben. Das große Ziel des Kampfes, den
Feind in die Mauern von Metz zu bannen, war erreicht,
aber über alle Maßen schwer waren auch die Verluste auf
deutscher Seite: 14,000 lagen tobt unb verwunbet auf ber
Wahlstatt, unb in Tausenben von Familien knüpfen sich an
bie Schlacht von Gravelotte (ober Rezonville, St. Privat)
die schmerzlichsten Erinnerungen.'")
In langen fast unübersehbaren Reihen wurden die Todten
bestattet, zunächst die Offiziere. Eine Leichenfeier ward ge-
halten. Die Soldaten, den Helm auf dem Haupte, traten
an. Die ergreifende Predigt der Geistlichen, die Trauermusik,
und der Anblick der Tobten machte einen so erschütternden
Einbruck auf bie Umstehenben, bereit Gemüth ohnehin schon
*) Hier mögen einige Stellen aus dem „Staatsanzeiger" vom
"20. August folgen: „Gott leitet unsere Fahnen von Sieg zu Sieg!
Seine Hand richtet unser Volk auf und stärkt es in der schweren blu¬
tigen Zeit!" — „Legen wir den wohlverdienten Lorbeer und reiche
Siegespalmen auf die erblaßten Heldensöhue und Heldenbrüder, welche
für König und Vaterland starben. und um welche ihre Waffenbrüder
und das ganze deutsche Volk in Trauer stehen! Es sind Gottes Ge-
richte, die sie mit ihrem edlen Blute besiegeln; Gottes Gerichte gegen
ein Volk, das in Ueberhebmtg und Verblendung ausharrt, und von
dessen sittlicher Verkommenheit der Lügengeist Zeugniß giebt, welcher
letzt die wildesten Leidenschaften aufruft und entfesselt." — „Deutsche
Männer und deutsche Jünglinge gehen freudig und mit Siegeszuver¬
sicht in den Opfertod. — Nicht Einer wich voi dem Feinde — nicht
Einer von der schönen sittlichen Manneszucht, deren Symbol die preu-
ßischen Fahnen stets waren und die jeden unserer deutschen Krieger
erfüllt. Unser Volk daheim aber läßt die Banner und Fahnen nach
den Siegen wehen mit stolzer Freude, aber zugleich mit Emst und
Würde und mit stummem Schmerze! Wenn seine Edelsten gefallen,
hat es einen zuversichtlichen Trost! Vergebens wird dieser heilige
Kamps nicht wieder gekämpft werden, wie von unseren Vätern, gegen
ein Volk voll Herrschsucht und Uebermnth. das Deutschend seine
schönsten Gebiete geraubt, es Jahrhunderte lang anmaßüch bedroht
und gefährdet und zu erniedrigen versucht hat. Der Herr, der unsere
Heerschaareu zum Siege führt über Lüge und Unsitte, er wird jetzt
gnädiglich fürsorgen, daß unsere edlen Opfer nicht vergeblich fallen.
Er wird unseren Königlichen Kriegsherrn in Silberhaaren segnen, daß
ihm vergönnt sei, einen dauernden Völkerfrieden herzustellen im Herzen
Europas, durch ein großes, einiges, deutsches Vaterland, als Hort der
Gottesfurcht, edler Sitte und wahrer Freiheit! das walte Gott!"