Full text: Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) (Teil 3)

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hervorgehoben haben. Das große Ziel des Kampfes, den 
Feind in die Mauern von Metz zu bannen, war erreicht, 
aber über alle Maßen schwer waren auch die Verluste auf 
deutscher Seite: 14,000 lagen tobt unb verwunbet auf ber 
Wahlstatt, unb in Tausenben von Familien knüpfen sich an 
bie Schlacht von Gravelotte (ober Rezonville, St. Privat) 
die schmerzlichsten Erinnerungen.'") 
In langen fast unübersehbaren Reihen wurden die Todten 
bestattet, zunächst die Offiziere. Eine Leichenfeier ward ge- 
halten. Die Soldaten, den Helm auf dem Haupte, traten 
an. Die ergreifende Predigt der Geistlichen, die Trauermusik, 
und der Anblick der Tobten machte einen so erschütternden 
Einbruck auf bie Umstehenben, bereit Gemüth ohnehin schon 
*) Hier mögen einige Stellen aus dem „Staatsanzeiger" vom 
"20. August folgen: „Gott leitet unsere Fahnen von Sieg zu Sieg! 
Seine Hand richtet unser Volk auf und stärkt es in der schweren blu¬ 
tigen Zeit!" — „Legen wir den wohlverdienten Lorbeer und reiche 
Siegespalmen auf die erblaßten Heldensöhue und Heldenbrüder, welche 
für König und Vaterland starben. und um welche ihre Waffenbrüder 
und das ganze deutsche Volk in Trauer stehen! Es sind Gottes Ge- 
richte, die sie mit ihrem edlen Blute besiegeln; Gottes Gerichte gegen 
ein Volk, das in Ueberhebmtg und Verblendung ausharrt, und von 
dessen sittlicher Verkommenheit der Lügengeist Zeugniß giebt, welcher 
letzt die wildesten Leidenschaften aufruft und entfesselt." — „Deutsche 
Männer und deutsche Jünglinge gehen freudig und mit Siegeszuver¬ 
sicht in den Opfertod. — Nicht Einer wich voi dem Feinde — nicht 
Einer von der schönen sittlichen Manneszucht, deren Symbol die preu- 
ßischen Fahnen stets waren und die jeden unserer deutschen Krieger 
erfüllt. Unser Volk daheim aber läßt die Banner und Fahnen nach 
den Siegen wehen mit stolzer Freude, aber zugleich mit Emst und 
Würde und mit stummem Schmerze! Wenn seine Edelsten gefallen, 
hat es einen zuversichtlichen Trost! Vergebens wird dieser heilige 
Kamps nicht wieder gekämpft werden, wie von unseren Vätern, gegen 
ein Volk voll Herrschsucht und Uebermnth. das Deutschend seine 
schönsten Gebiete geraubt, es Jahrhunderte lang anmaßüch bedroht 
und gefährdet und zu erniedrigen versucht hat. Der Herr, der unsere 
Heerschaareu zum Siege führt über Lüge und Unsitte, er wird jetzt 
gnädiglich fürsorgen, daß unsere edlen Opfer nicht vergeblich fallen. 
Er wird unseren Königlichen Kriegsherrn in Silberhaaren segnen, daß 
ihm vergönnt sei, einen dauernden Völkerfrieden herzustellen im Herzen 
Europas, durch ein großes, einiges, deutsches Vaterland, als Hort der 
Gottesfurcht, edler Sitte und wahrer Freiheit! das walte Gott!"
	        
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