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Schelmen- und Abenteurerroman ist. — In der ^bildenden
Kunst verdrängte nur allmählich der klassische Baustil der Re-
naissance den gotisch-maurischeu des Mittelalters und schuf seit
1563 im Escorial, den Philipp II. zum Dank für den Sieg
von S. Quentin erbaute, die riesige Verkörperung des spa-
nischen König- und Kirchentums. Die Malerei erreichte ganz
wesentlich im Dienste der Kirche ihre Vollendung erst unter
Philipp IV. in der Schule von Sevilla (Diego Velasquez
f 1660, Bartolome Murillo f 1682).
IV.
Der Norden und Osten Europas.
Auch in den nordischen Reichen verflechten sich mit der
Reformation, welche von Deutschland her eindringt, politische
Bewegungen. Diese führen zur Zersprengnng der Union von
Kalmar und zur Zerstörung der hanseatischen Handelsherr¬
schaft im Interesse nationaler Selbständigkeit. Im Innern
fördert die kirchliche Umgestaltung in Schweden die Macht
des Königtums, in Dänemark die des Adels. Daher ge¬
winnt allmählich das in der Kulturentwickelung zurückgebliebene
und ärmere Schweden den Vorsprung vor Dänemark, obwohl
dies mit Norwegen und Schleswig-Holstein durch Personalunion
verbunden bleibt und mit dem Süden Schwedens alle zur Ostsee
führenden Meerengen beherrscht. Ihr Ringen um das domi¬
nium maris baltici bringt sie dann seit der Mitte des 16. Jahrhun¬
derts in Beziehungen zu den slavischen Mächten Osteuropas, Polen
und Rußland, welche beide durch Eroberung des halbdeutschen
Livland den Zutritt zur Ostsee zu gewinnen suchen, und indem
Polen, gestützt auf Österreich und Spanien, den Katholicismns,
Schweden den Protestantismus verficht, tritt der ganze Kampf
in den großen Zusammenhang der West- und mitteleuropäischen
Verwickelungen und wird mit ihnen zugleich entschieden.