Full text: Die neuere Zeit (Bd. 3)

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Schon nach einer halben Stunde hatten wir eine frische Fährte, die 
sofort aufgenommen wurde. Im feuchten Lehmboden erkannte auch ich, 
daß die Fährte ganz frisch war. Wie unser Führer das aber vorher schon 
auf Kiesgrund herausbekommen hat, wo selbst ein so riesiger Dickhäuter 
nur einen kaum sichtbaren Sohlenabdruck hinterläßt, ist mir ein Rätlsel. 
5. Wir mochten wohl 30 Minuten mit äußerster Vorsicht durch 
Wasser, Sumpf und Dickicht der Fährte gefolgt sein, als der Schwarze 
mich durch Zeichen bedeutete, noch vorsichtiger zu sein. Er legte seine 
Hand auf die Fährte und flüsterte mir zu, sie sei noch warm. Ich tat 
das gleiche, fühlte aber nichts Aber der Maunn behielt recht. Kaum 
100 Schritte weiter deutete er mit der Hand etwas nach links, dann war 
er und meine ganze aus sechs Mann bestehende Begleitung spurlos nach 
ückwärts im Busche verschwunden. Richtig, da steht eine große, schwarze 
Masse, ein riesiger Elefant. Langsam schlenkert er mit dem Rüssel und 
klappt mit den mächtigen Ohren. Mehr als zwei Fuß sind die gelb— 
braunen, starken Stoßzähne sichtbar. Noch hat er mich nicht bemerkt. 
Jetzt ruhig vor das Ohr gehalten! Ein Knall! Dumpf krachend stürzt 
der Koloß im Feuer zusammen, rollt etwa 20 Schritt weit hügelabwärts, 
das Buschwerk niederreißend, um dann zuckend liegen zu bleiben. Zwei 
schnelle Fangschüsse mit der 8 mm⸗Büchse machen dem Todeskampfe bald 
ein Ende. 
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6. Mit einem Male war meine ganze Begleitung wieder zur Stelle, 
stürzte mit einem Freudengeheul auf den gestürzten Riesen, und ehe ich's 
verhindern konnte, war der Rüssel abgehauen und die Sehnen an den 
Füßen durchgeschnitten. Schade, ich hälte meine Beute gern noch ei 
Weile bewundert; aber für solche Regungen hat der praktische 
das geringste Verständnis. Außerdem war Eile notwendig, denn das Zer 
wirken eines Elefanten ist für fünf Mann eine volle, angestrengte Tages⸗ 
arbeit. Ich kannte dies blutige Zerstörungswerk schon von früheren Ge⸗ 
legenheiten und entfernte mich daher, sobald ich sah, daß die Zähne 
herausgeschlagen und ein altes Bleigeschoß aus einer vernarbten Schuß⸗ 
wunde herausgeschnitten war. Ich glaube, es gibt kaum einen älteren 
Elefanten, der nicht einige Andenken an die Vorderladerflinten der 
Schwarzen unter der Haut stecken hätte. Es ist ein Glück, daß die 
Dickhäuter von dieser Sorte von Schüssen eine Menge vertragen können; 
sonst wären sie schon lange in den Küstenbezirken ausgerottet. 
7. Um das Fleisch brauchte ich mich nicht zu sorgen, davon kommt 
nicht das geringste um. Augen, Eingeweide, sogar die Haut wird ge— 
gessen und als Leckerbissen besonders geschätzt.
	        
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