Full text: Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit (Teil 5)

96 Das Zeitalter d. Zerstörung d. alten Reichs n. b. Entstehung b. neuen beutschenKaisertums. 
großartiger Weise zu einem einheitlichen Staatsbau zusammengefaßt. 
Centralisa- Die Verwaltung wurde straff centralisiert, die Präfekten der De- 
tl0roaltung.er= partements, die Unterpräfekten, ebenso aber auch die Bürgermeister 
sämtlicher Gemeinden von der Negierung ernannt und so die städtische 
Finanzen. Selbstverwaltung vernichtet. Die zerrütteten Finanzen wurden ge- 
Heer. regelt, die Erhebung der Steuern geordnet. Das Heerwesen er¬ 
hielt eine sichere Grundlage in einem Wehrgesetz, das indessen den 
Grundsatz der allgemeinen Wehrpflicht durch die Erlaubnis der Stell- 
Recht. Vertretung durchbrach. Die Rechtspflege wurde geordnet und das 
bürgerliche Recht in dem Code Napoleon zusammengefaßt. Die öffent- 
Verkehr. liche Sicherheit wurde hergestellt; für den Verkehr wurde gesorgt, 
Straßen und Kanäle gebaut, die Einfuhr fremder Waren durch 
Schutzzölle erschwert und durch alles dies ermöglicht, daß Handel 
und Gewerbe wieder aufblühten. Auch der von der Revolution 
Unterricht gänzlich vernachlässigte Unterricht wurde in der Universite zu einem 
streng geordneten, einförmigen System zusammengefaßt. Durch ver¬ 
söhnliches Entgegenkommen suchte Napoleon auch solche Kreise der 
Bevölkerung zu gewinnen, die der neuen Ordnung bisher feindlich 
System ber gegenüberstanden. Die Vendee wurde durch eine Amnestie endlich 
Versöhnung, fomhigl; die Emigranten erhielten die Erlaubnis zur Rückkehr; 
mit dem Papst wurde ein Konkordat abgeschlossen, das der Regie¬ 
rung große Rechte verlieh, und in dem die katholische Kirche ins¬ 
besondere auf das eingezogene Kirchengut verzichtete; einige Jahre 
später wurde auch der republikanische Kalender wieder abgeschafft. 
Uutcr, Der neue Herrscher, der Frankreich zu einer strafferen Ein- 
drückung bcs heit zusammenfaßte als selbst Ludwig XIV., schlug jeden Widerstand 
Mberftaitbes. ^ Gewalt nieder. Ern Bombenattentat gab ihm Veran¬ 
lassung, eine Menge von Jakobinern ohne Urteil deportieren zu 
lassen. Den Herzog von Enghien, einen bourbonischen Prinzen, 
ließ er unter dem Verdacht, an einer Verschwörung beteiligt zu 
sein, in Baden aufheben und ohne Prozeß erschießen; Pichegru, der 
wirklich beteiligt war, tötete sich im Gefängnis, Moreau wurde ver¬ 
bannt. Die Zeitungen standen unter der schärfsten Aufsicht. Das 
Tribunal wurde später aufgehoben. 
Kaisertum. Im Jahre 1804 ließ sich Napoleon die erbliche Würde des 
Kaisers der Franzosen durch Volksabstimmung übertragen; von 
2. Dez. 1804. dem Papst Pius VII. ließ er sich in Notredame salben und krönte 
sich und Josephine. Neben Piemont wurde jetzt auch Genua Frank¬ 
reich einverleibt. 1805 setzte er sich als König von Italien im 
Dom zu Mailand die eiserne Krone auf und ernannte seinen Stief¬ 
sohn Eugen Beauharnais zum Vizekönig von Italien. Er um¬ 
gab sich mit einem glänzenden Hofstaat; seine Brüder wurden kaiser¬ 
liche Prinzen, seine Getreuen mit Hofämtern und reichen Gehältern
	        
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