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Römische Geschichte.
von Salona (heute Spalato) in Dalmatien zurück. Seine Hoffnung,
daß die von ihm geschaffene Nachfolgeordnung Bestand haben würde,
erfüllte sich nicht: als Constantius Chlorus, der jetzt als Augustus
den Westen beherrschte, im Jahre 300 in seiner Residenzstadt York
*!Sf starb, wurde von den Truppen sein Sohn Constantinus "zum
Kaiser erhoben. In der Schlacht an der milvischen Brücke ober¬
halb Rom, die er durch sein persönliches Eingreifen an der Spitze
seiner Reiterei entschied, besiegte er im Jahre 312 den Maxentius,
Maximians Sohn, und wurde Herr von Italien; die Besiegung
des Licinius im Jahre 323 machte ihn zum Beherrscher des ganzen
Reiches.
323-337. § 160. Konstantin der Gxofte. Constantin hatte bereits vor der
Schlacht an der milmjchen Brücke — der Erzählung nach auf Grund
Christentums! e*ner Vision — das Monogramm Christi an den Schilden seiner
■u—- Soldaten und den Heeresfahnen anbringen lassen, wie es scheint,
aus abergläubischen Beweggründen, in der Hoffnung, der Christen¬
gott werde ihm helfen. Nach dem Siege erließ er Verordnungen,
in denen er das Christentum den übrigen Religionen gleichstellte;
später aber ging er weiter, zerstörte viele Tempel und ließ die
Bildsäulen von Göttern einschmelzen, qestand der Geistlichkeit we-
sentliche Norxechte ^ imh übernahm den Vorsitz'-rn -dem -ersten
325. ökumenischen Konzil zu Nicäa, auf dem die Lehre des Athanasius
über ^tV Jgcus. siegte"' Auf dem Totenbette n7|T er^2) taufen.
So erhielt das Christentum die Stellung der S^aatsreliaion.
Es konnte nicht ausbleiben, daß diese Umwandlung eine*gewisse
Veräußerlichung, das Hervortreten weltlicher Interessen, persönlicher
Ränke, erbitterter Parteistreitigkeiten zur Folge hatte. Andrerseits
konnte jetzt das Christentum in großem Maßstabe das öffentliche
Leben beeinflussen, das durch die große Ausdehnung der christ¬
lichen Liebestätigkeit und des christlichen Almosenwesens, durch die
Schöpfung der verschiedenartigsten Wohltätigkeitsanstalten einen ganz
neuen Charakter annahm. Zudem wurde der asketische Zug im
Christentum keineswegs erstickt, sondern führte eben jetzt zur Ent¬
wickelung des Einsiedlerwesens und zur Gründung von Klöstern;
die erste Gemeinschaft, von Mönchen begründete Pachomius in
OberägMen.i)
Gründung w Was die Verwaltung anlanat. so ist Constantins Regierung
'01Ittnopeitan' zunächst dadurch von großer Bedeutung gewesen, daß er die Resi¬
denz endgültig nach Byzanz, das seitdem Constantinopolis hieß, und
1) Schon damals wurden auch die Wallfahrten nach dem heiligen
Lande allgemein. Constantins Mutter Helena gründete in Jerusalem 'die
heilige Grabeskirche.