10 Vom Regierungsantritt Friedrichs d. Gr. bis zum Ausbruch d. franz. Revolution.
reich, indem er von Oberschlesien aus in Mähren eindrang. Aber
weder gelang es ihm, Olmütz zu nehmen noch Daun, der ihm ge¬
mäß seiner, „Ermattungsstrategie" auswich, zu schlagen; vielmehr
mußte er, um nicht ganz eingeschlossen zu werden, sich nach Schlesien
zurückziehen, was er in einem meisterhaften Marsche durch das Glatzer
Gebirge unter den Augen des ihn begleitenden Feindes ausführte.
Währenddessen hatte Prinz Ferdinand die Franzosen über den Rhein
Krefeld, zurückgedrängt und bei Krefeld besiegt; aber die Russen waren durch
; , Polen bis Küstrin vorgerückt, das Friedrich um keinen Preis in ihre
Hände fallen lassen wollte. Er eilte mit einem Teile der schlesischen
Armee dorthin und zwang die Russen durch den unter furchtbaren
Gorndorf. Verlusten auf beiden Seiten errungenen Sieg bei Zorndorf (Seyd-
litz) zum Rückzüge. Bald darauf stand er schon wieder in Sachsen,
wo Prinz Heinrich durch die Reichsarmee und Dauns starkes Heer
schwer bedroht war. Er zog die Österreicher durch Besetzung ihrer Rück¬
zugslinie (Bautzen-Görlitz) von Dresden ab und trug trotz des schweren
Hochkirch. Verlustes, den er durch den Überfall bei Hochkirch (Daun) erlitt1),
/y fjl'l den strategischen Gewinn dieses Feldzuges davon, indem er sich Görlitz
' und damit Schlesien sicherte. Daun bezog Winterquartiere in Böh¬
men, die Russen gingen über die Weichsel zurück.
1759. 1759: Friedrich, der den Winter in Breslau verbrachte, war sich der
furchtbaren Schwierigkeit seiner Lage wohl bewußt; sie war weniger
auf finanziellem Gebiete zu suchen — die Steuern, die er in Sachsen
erhob, und die englischen Hilfsgelder, die er Pitt verdankte, stellten ihn
in dieser Hinsicht verhältnismäßig günstig — als in der Unmöglich¬
keit, sein Heer an Zahl und innerem Werte auf die notwendige Höhe
zu bringen. Sein Hauptziel war, die für dies Jahr tatkräftiger als bisher
betriebene Vereinigung der Russen und Österreicher zu ver¬
hindern, was aber weder seinen Generalen (Wedells Niederlage bei
Kay nw. v. Züllichau) noch ihm selbst gelang. Laudon führte Anfang
August dem russischen Heere 20 000 Mann zu, und Friedrich traf beide
Gegner in ausgezeichneter Stellung auf den Höhen von Frankfurt.
Wie eben Ferdinand von Braunschweig auf dem westlichen Kriegs-
Minden. schauplatze durch einen glänzenden Sieg bei Minden den Franzosen
gegenüber den bisherigen Besitzstands behauptet hatte, so hoffte Fried-
, ■ rich im Osten einen entscheidenden Schlag zu tun. Aber die Schlacht
1) 9000 Preußen bedeckten nach dem nächtlichen Gemetzel das Schlachtfeld; Feld-
marfchall Keith, der Friedrich fehr nahe stand, war tot, der verdienstvolle Moritz von
Dessau, Sohn Leopolds, erhielt eine Verwundung, an der er langsam hinsiechte.
2) Allerdings war durch seine Niederlage bei Bergen (April) Frankfurt a. M.
den Franzosen geblieben.