Full text: Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart (H. 4)

3. Niederwerfung Preußens. 
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Im Frieden zu Preßbnrg, der noch in demselben Jahre zustande 
kam, mußte Österreich Venezien an Italien abtreten, Tirol und Vorarl¬ 
berg an Bayern, andre Besitzungen an Württemberg und Baden. Diese 
drei deutschen Staaten hatte Napoleon zu einem Bündnis mit Frankreich 
veranlaßt. Außer der Gebietserweiterung wurden Bayern und Württem- 
berg als Königreiche von Napoleon anerkannt. Österreich hatte seine 
letzte Besitzung in Italien verloren und hatte auch deutsches Gebiet ein¬ 
gebüßt. Der König von Neapel verlor sein Königreich, behauptete sich 
aber mit englischer Unterstützung in Sizilien. Bezeichnend sür den 
Übermut, mit dem Napoleon nicht willfährige Fürsten behandelte, ist 
sein Brief an den König von Neapel nach der Schlacht bei Austerlitz: 
„Die Dynastie Bourbon in Neapel hat aufgehört zu regieren." Das 
Königreich Neapel übertrug Napoleon seinem Bruder Joseph; sein Schwager 
Joachim Murat, Gemahl seiner Schwester Karoline, erhielt das Gro߬ 
herzogtum Berg, das aus den ehemaligen Herzogtümern Kleve und Berg ge¬ 
bildet wurde; die Batavische Republik gab er seinem Bruder Ludwig als 
Königreich Holland. Dieser Ludwig ist der Vater Napoleons III. Italien 
war als Königreich mit der Krone Frankreichs vereinigt und wurde von 
seinem Stiefsohn Engen Beauharnais verwaltet. Eugen Beauharnais 
war ein Sohn der Kaiserin Josephine aus deren erster Ehe mit dem 
General Beauharnais. Wie die Republik Basallenrepubliken geschaffen 
hatte, so schuf Napoleon für seine Familie Vasallenkönigreiche. 
Von einschneidender Bedeutung für die deutschen Verhältnisse war 
die Stiftung des Rheinbundes. Die deutschen Staaten mit Ausnahme 
von Österreich und Preußen sagten sich vom Deutschen Reiche los und 
traten zum Rheinbund zusammen unter der Schutzherrschaft Napoleons. 
Daher legte Kaiser Franz II. am 6. August 1806 die deutsche Kaiser¬ 
krone nieder. So fand das Deutsche Reich nach tausendjährigem Be¬ 
stände seinen Untergang in den Stürmen der Napoleonischen Kriege durch 
die Untreue deutscher Fürsten. 
3. Niederwerfung Preußens. 
Zu dieser Zeit regierte in Preußen König Friedrich Wilhelm III. 
Im Jahre 1797 war er seinem Vater, Friedrich Wilhelm II., gefolgt. Er 
war ein einfacher, schlichter Mann, religiös und rechtlich gesinnt. So 
lange wie möglich wünschte er feinem Lande den Frieden zu erhalten. 
Sah er doch, daß Napoleons Gegner überall unterlagen. Indessen be¬ 
stand am Hofe und im Lande eine ansehnliche Kriegspartei. Da Preußen 
feit 1793 "neutral geblieben war, hatten die preußischen Truppen die 
napoleonifche Art der Kriegführung nur aus der Ferne kennen gelernt; 
das preußische Heer hatte die notwendige neue Schulung nicht mit durch¬ 
gemacht. Als Kaiser Alexander I. von Rußland sich der dritten Koalition
	        
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