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Heinrich IV (1056—1106), der schon im vierten Lebensjahre
durch den Erzbischof von Köln zum deutschen König gekrönt
worden war. Die Erziehung des Königs und die
Reichsverwaltung besorgte anfangs die Kaiserinwitwe Agnes
im Einvernehmen mit dem Grafen Otto von Nord heim, den sie
mit Baiern belehnte. Spater riß der Erzbischof Hanno von
Köln,- der den jungen König von Kaiserswert nach Köln
entführte, die Reichsverwaltung an sich/ mußte sie aber bald mit
dem Erzbischof Adalbert von Bremen teilen. Letzterer gewann
binnen kurzer Zeit die Oberhand, ließ während einer Reise Hanno's
nach Mantua den fünfzehnjährigen König wehrhaft machen und
leitete seitdem die öffentlichen Geschäfte und die Person des Königs
allein.
Sümpfe mit dm Sachsen.
Der grenzenlose Haß, den Adalbert dem von ihm geleiteten
Könige gegen die Sachsen einflößte, hatte für diese harte Auflagen
zur Folge. Als nun Herzog Otto von Baiern, ein Sohn des
Sachsenherzogs Orduls, der Bedrängten sich annahm, ward er
eines Mordanschlags auf das Leben des Königs bezichtigt und fernes
Herzogtums entsetzt. Gleich gewaltthätig verfuhr Heinrich gegen
Magnus, des entsetzten Baiernherzogs Bruder, der nach dem Tode
seines Naters Ordulf in Sachsen die herzogliche Würde bean¬
spruchte. Auf seine Weigerung, dieser Würde zu entsagen, hielt ihn
König Heinrich in der Gefangenschaft zurück und baute in
Sachsen zahlreiche Schlösser, deren Besatzungen gegen die Be¬
wohner der Umgegend hart verfuhren. Ganz Sachsen stand wider
Heinrich auf und. nötigte ihm im Lager an der Werra einen
demütigenden Frieden ab, aber der Übermut, den sich die Sachsen
namentlich bei der Zerstörung der Harzbnrg zu Schulden kommen
ließen, veranlaßte die süddeutschen und rheinischen Fürsten
zur Unterstützung des Königs, der die Sachsen bei Hohenburg
an der Unstrut gänzlich besiegte und ärger denn vorher drückte.
Uusßruch des Investiturstreites.
Inzwischen hatte Hildebrand, der schon unter fünf Päpsten
die Geschäfte des römischen Stnles geleitet und die unwürdige
Abhängigkeit der geistlichen Gewalt von der weltlichen zu
beseitigen gesucht hatte, unter dem Namen Gregor VH den päpst¬
lichen Stnl bestiegen (1073). Als oberster Fürst der Kirche erließ
er an alle Geistlichen das Verbot, sich von den weltlichen
Fürsten vermittelst Ring und Stab mit den ihren Kirchen zu¬
erkannten weltlichen Gütern belehnen, d. h. investieren zu
lassen, und lud, als Heinrich diese Art der Belehnung fortsetzte,
den auch von den Sachsen schwer angeschuldigten König unter
Androhung des Bannes vor eine Synode nach Rom zur Ver¬
antwortung.