Full text: Die mittlere und neue Welt (Bd. 2)

53 
Heinrich IV (1056—1106), der schon im vierten Lebensjahre 
durch den Erzbischof von Köln zum deutschen König gekrönt 
worden war. Die Erziehung des Königs und die 
Reichsverwaltung besorgte anfangs die Kaiserinwitwe Agnes 
im Einvernehmen mit dem Grafen Otto von Nord heim, den sie 
mit Baiern belehnte. Spater riß der Erzbischof Hanno von 
Köln,- der den jungen König von Kaiserswert nach Köln 
entführte, die Reichsverwaltung an sich/ mußte sie aber bald mit 
dem Erzbischof Adalbert von Bremen teilen. Letzterer gewann 
binnen kurzer Zeit die Oberhand, ließ während einer Reise Hanno's 
nach Mantua den fünfzehnjährigen König wehrhaft machen und 
leitete seitdem die öffentlichen Geschäfte und die Person des Königs 
allein. 
Sümpfe mit dm Sachsen. 
Der grenzenlose Haß, den Adalbert dem von ihm geleiteten 
Könige gegen die Sachsen einflößte, hatte für diese harte Auflagen 
zur Folge. Als nun Herzog Otto von Baiern, ein Sohn des 
Sachsenherzogs Orduls, der Bedrängten sich annahm, ward er 
eines Mordanschlags auf das Leben des Königs bezichtigt und fernes 
Herzogtums entsetzt. Gleich gewaltthätig verfuhr Heinrich gegen 
Magnus, des entsetzten Baiernherzogs Bruder, der nach dem Tode 
seines Naters Ordulf in Sachsen die herzogliche Würde bean¬ 
spruchte. Auf seine Weigerung, dieser Würde zu entsagen, hielt ihn 
König Heinrich in der Gefangenschaft zurück und baute in 
Sachsen zahlreiche Schlösser, deren Besatzungen gegen die Be¬ 
wohner der Umgegend hart verfuhren. Ganz Sachsen stand wider 
Heinrich auf und. nötigte ihm im Lager an der Werra einen 
demütigenden Frieden ab, aber der Übermut, den sich die Sachsen 
namentlich bei der Zerstörung der Harzbnrg zu Schulden kommen 
ließen, veranlaßte die süddeutschen und rheinischen Fürsten 
zur Unterstützung des Königs, der die Sachsen bei Hohenburg 
an der Unstrut gänzlich besiegte und ärger denn vorher drückte. 
Uusßruch des Investiturstreites. 
Inzwischen hatte Hildebrand, der schon unter fünf Päpsten 
die Geschäfte des römischen Stnles geleitet und die unwürdige 
Abhängigkeit der geistlichen Gewalt von der weltlichen zu 
beseitigen gesucht hatte, unter dem Namen Gregor VH den päpst¬ 
lichen Stnl bestiegen (1073). Als oberster Fürst der Kirche erließ 
er an alle Geistlichen das Verbot, sich von den weltlichen 
Fürsten vermittelst Ring und Stab mit den ihren Kirchen zu¬ 
erkannten weltlichen Gütern belehnen, d. h. investieren zu 
lassen, und lud, als Heinrich diese Art der Belehnung fortsetzte, 
den auch von den Sachsen schwer angeschuldigten König unter 
Androhung des Bannes vor eine Synode nach Rom zur Ver¬ 
antwortung.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.