Full text: Bilder aus der griechischen Geschichte, Bilder aus der römischen Geschichte (1 = Quarta)

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IX. ]Warhi9 und Sulla* 
1. Der Jugurtbunfcbc Krieg (111 — 106). 
In Numidien herrschte die Familie des Masinissa (f. 0. VI, 3, 4), 
mit Rom, das die Oberherrschaft ausübte, aufs innigste verbündet. 
Einer der Teilkönige, Jugürtha, strebte nach der Alleinherr¬ 
schaft und suchte sie durch Mord seiner königlichen Vettern zu er¬ 
reichen. Da er mit den vornehmsten Römern befreundet war 
und seine großen Reichtümer freigebig zu Bestechungen verwandte, 
rechnete er auf die Nachsicht und Gunst der römischen Regierung. 
Als er jedoch im Vertrauen auf diesen Schutz viele Italiker und 
sogar römische Bürger, die seine Vettern unterstützt hatten, um¬ 
bringen ließ, wurde die römische Bürgerschaft so erregt, daß der 
Senat ihm den Krieg erklären mußte (111). Noch einmal aber 
setzte es Jugurtha mit Bestechungen durch, daß römische Gesandte 
ihn im Alleinbesitze Numidiens bestätigten, und furchtlos kam er 
sogar nach Rom, um sich dort durch lügenhafte Darstellung des 
Geschehenen vor dem Senat zu rechtfertigen. Ja er trieb die Frech¬ 
heit so weit, in Rom selbst den letzten Prinzen aus dem numidischen 
Königshause, der ihm als Anwärter auf den Thron gefährlich 
werden konnte, ermorden zu lassen. Nun endlich ward er aus 
Italien verwiesen. Wie wenig er sich daraus machte, zeigte der 
Ausspruch, mit dem er von Rom Abschied nahm: „O du käufliche 
Stadt, gar bald wirst du zugrunde gehn, wenn sich erst der rechte 
Käufer findet." Und in der Tat vermochte er vier Jahre lang 
nicht nur den römischen Heeren zu widerstehen, sondern ihnen 
schwere Verluste und schimpfliche Niederlagen beizubringen. Die 
adeligen Konsuln und Feldherren waren meist unfähige und un¬ 
würdige Leute, die der List und dem Golde Jugurthas nicht wider¬ 
stehen konnten. In seinem Übermute ließ er sogar ein römisches 
Heer, das vor ihm die Waffen strecken mußte, in schimpflicher Weise 
durch das Joch gehen. Diese Vorgänge benutzte die römische Volks¬ 
partei, um die Bürgerschaft gegen die Mißwirtschaft des Adels 
aufzuregen. Man verlangte einen Konsul und Feldherrn, der, 
aus dem Volke hervorgegangen, in redlicher und tatkräftiger 
Weise seine Pflicht tue. Einen solchen Mann fand man in Gajus 
Marius. . 
Dieser war ein Bauernsohn aus Slrpinum im Volsker¬ 
lande. Als junger Mensch hatte er sich den Heeresdienst als Lebens¬ 
aufgabe erwählt und sich durch Tapferkeit und tüchtige soldatische 
Eigenschaften so hervorgetan, daß er allmählich vom gemeinen
	        
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