Full text: Geschichte der Neuzeit (Abt. 3)

Der nordamerikanische Unabhängigkeitskrieg. 
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dulden wollte, erklärte die englische Regierung zuerst den Krieg und ließ 
zahlreiche holländische Handelsschiffe wegnehmen. Man schlug sich seitdem 
in allen Meeren; die Kolonieen in Amerika, Asien und Afrika wurden 
beiderseits angegriffen und der Krieg mit wechselndem Glücke geführt, 
obwohl die Engländer unter Rodney zuletzt im Seekriege die Oberhand 
gewannen. Der beste englische General. Lord Cornwallis, der in 
den südlichen Staaten kommandierte, in welchen die königliche Regierung 
die meisten Anhänger hatte, erfocht über Washington und Lafayette wich- 
tige Vorteile; als er aber nordwärts vorrückte, um sich mit dem Corps 
unter General Clinton in Verbindung zu setzen, wurde er von den Nord- 
amerikanern und einem französischen Hilfscorps in 2)orftoran ein¬ 
geschlossen und am 19. Oktober 1781 zur Ergebung genötigt. Seitdem 
begann die englische Regierung Unterhandlungen mit den Nordamerikanern 
und führte den Krieg gegen sie ohne Ernst, aber mit um so größerer 
Erbitterung gegen Frankreich, Spanien und Holland. 
Franklin trug nicht das geringste Bedenken, mit England im No- 
vember 1782 die sogenannten Provifionalartikel (Präliminar- 
frieden) abzuschließen, obwohl in dem Bündnißvertrage mit Frankreich 
ausdrücklich bedungen war, daß Frankreich und Nordamerika nur ge- 
meinschaftlich mit England Frieden schließen dürften; die allgemeine Er- 
schöp^nng führte jedoch schon am 20. Januar 1783 zum Friedens¬ 
schlüsse in Versailles. In demselben gab England an Frankreich 
die westindischen Inseln Tabago und St. Lucia, in Afrika die Kolonieen 
am Senegal, in Ostindien Pondichery zurück, an Spanien Florida und 
die Insel Minorca, dagegen mußte Holland Negapatnam in Ostindien 
abtreten und schied seitdem aus der Reihe der großen Seemächte. 
Die Unabhängigkeit der nordamerikanischen Republik oder Union 
(„Vereinigte Staaten voll Nordamerika") wurde von England und allen 
andern Mächten anerkannt. Nach dem Kriege entstand aber ein heftiger 
Parteikampf, indem eine Partei den einzelnen Staaten eine souveräne 
Stellung einräumen und darum der Centralgewalt nur sehr beschränkte 
Befugnisse zugestehen wollte, die andere aber eine engere verfafsungs- 
mäßige Verbindung der einzelnen Staaten verlangte. Washington war 
der Vermittler zwischen beiden Parteien und verhinderte Unruhen, bis 
endlich am 17. September 1787 die definitive Bundesverfassung 
zustande kam. Washington wurde als erster Präsident gewählt 
und ihm zu Ehren die 1792 gegründete Bundesstadt Washington ge- 
nannt. Er starb am 14. Dezember 1799 auf seinem Gute Mount 
Vernon in Virginia.
	        
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