Full text: Geschichte der Neuzeit (Abt. 3)

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Von der Reformation bis zum westfälischen Frieden. 
in welcher nirgends gesagt sei, daß die Bauern leibeigen und zu den 
vielerlei Frohndiensten und Steuern verpflichtet seien. Sie sammelten 
sich bewaffnet in solchen Massen, daß geistliche und weltliche Herren in 
Schrecken gerieten und mit ihnen unterhandelten; die Bauern gingen 
aber in ihren Forderungen immer weiter, so daß ein gütlicher Vergleich 
zwischen ihnen und den Herrschaften fast überall unmöglich wurde, und 
überdies brachen sie meistens die vereinbarten Verträge. Sie selbst waren 
untereinander uneinig ,N und ihre Haufen, die sich in Schwaben, Elsaß, 
Franken und Thüringen umhertrieben, gehorchten weder den Anführern, 
die sie aus ihrer Mitte wählten (G. Metzler, Jäcklin, Rohrbach, Salb, 
Bermeter), noch den entlaufenen Mönchen und Geistlichen, welche sich ihnen 
zugesellt hatten. Auch eine Art Bundesbrief, die zwölf Artikel, in 
welchen die Forderungen der schwäbischen Bauern enthalten waren, wurde 
nicht allgemein anerkannt. Daher blieb der Tag zu Heilbronn, wo 
die Anführer über die Abschaffung aller Landesherrschaften und der Auf- 
richtung einer einheitlichen kaiserlichen Regierung verhandelten, ohne 
allen Erfolg. 
Im Frühjahre 1525 schwärmten die Bauern in großen Haufen im 
Elsaß, am Oberrhein, in Oberschwaben, am Neckar, in Franken und 
Thüringen umher, plünderten und verbrannten Klöster und Schlösser und 
ließen sich die Vorräte aus Keller und Speicher gut schmecken. Unter- 
dessen hatten sich aber auch die Fürsten und Herren gerüstet. Der Feld- 
Hauptmann des schwäbischen Bundes, der Truchseß Georg von Wald- 
bürg, zersprengte zunächst die wilden Horden bei Elchingen und 
Leipheim und schlug dann am 12. Mai die Hauptmacht, den sog. 
„hellen Haufen", welcher einen Monat vorher die Stadt Weinsberg 
erobert und geplündert hatte, bei Böblingen. Hierauf wandte sich 
Waldburg nach Franken und schlug auch dort die Aufständischen bei 
Königshofen und Würz bürg. Nicht besser erging es den Bauern 
in der Rheiupfalz. im Elsaß und in Lothringen. 
Auch in Thüringen waren zur selben Zeit-Unruhen ausgebrochen. 
In der Reichsstadt Mühlhausen hatte Thomas Münzer, früher 
Luthers Freund, dann dessen heftigster Gegner, den Rat gestürzt und 
sich an die Spitze des gemeinen Volkes gestellt. Er predigte Freiheit und 
Gleichheit. Gütergemeinschaft, Ausrottung aller Gottlosen, zerstörte Kirchen, 
Altäre und Bilder und spielte den Meister von Erfurt bis Hersfeld. 
Luthers Ermahnungen an die Bauern, von solchem Treiben abzulassen, 
waren vergeblich und wurden verhöhnt. Hierdurch ergrimmt, forderte 
er in einer besondern Schrift: „Wider die mörderischen und rebelli- 
schert Bauern" die Fürsten auf, „dreinzuschlagen, zu würgen und zu 
stechen". Landgraf Philipp von Hessen, Herzog Heinrich von
	        
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