Full text: Geschichte der Neuzeit (Abt. 3)

Bürgerkrieg der Vereinigten Staaten von Nordamerika, 
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sucht der südlichen Staaten der Republik gegen die nördlichen 
immer heftiger. Die Einwanderer aus Europa, jährlich gegen 
200 000, meistens Deutsche, Engländer und Jrländer, siedelten sich fast 
ausschließlich in den nördlichen Staaten an, weil sie dort ein ge- 
mäßigtes Klima, wohlfeilen Boden^nnd Arbeit fanden, während in den 
wärmeren und teilweise ungesunden südlichen Staaten die großen 
Grundbesitzer den nutzbaren Boden im Besitze hatten und ihn durch 
Negersklaven mit Zucker, Tabak, Reis, hauptsächlich jedoch mit Baum- 
wolle anbauen ließen (Plantagenwirtschaft). Da in dem nordameri- 
kanischen Kongresse die einzelnen Staaten in dem Hause der Repräsen- 
tanten (Abgeordneten) nach dem Maßstabe der Bevölkerung vertreten 
sind, so erhielten die nördlichen Staaten, in denen die Volkszahl durch 
die Einwanderer reißend schnell anwuchs, in dem Hause der Repräsen- 
tanten das Übergewicht und vermochten Maßregeln durchzusetzen, welche 
den Südstaaten nicht gefallen konnten. Dazu gehörte besonders die 
Zollgesetzgebung (Tarif). In den nördlichen Staaten entwickelte 
sich der Gewerbfleiß sehr rasch; damit aber die Preise der verschiedenen 
Fabrikate nicht durch die Einfuhr der Fabrikate aus Europa, namentlich 
aus England, herabgedrückt würden, setzten es die Abgeordneten der 
nördlichen Staaten in dem Kongresse durch, daß die europäischen Fabrikate 
mit hohen Zöllen belegt wurden. In den südlichen Staaten bestand 
kein Gewerbfleiß, sie mußten deswegen eine Menge von Fabrikaten kaufen 
und infolge der hohen Zölle teuer bezahlen, sie entrichteten damit, wie 
sie sagten, gewissermaßen einen Tribut an die nördlichen Staaten. Die 
Eifersucht der Nördlichen und Südlichen entzündete sich an der Frage 
über die Sklaverei nach langen bitteren Streitigkeiten zur Kriegs- 
flamme. Seitdem England die Sklaverei abgeschafft hatte, erhoben sich 
auch in Amerika zahlreiche Stimmen, welche die Abschaffung dieser un- 
christlichen und die Republik entehrenden Einrichtung verlangten; die süd- 
liehen Sklavenhalter aber verteidigten sie als eine „patriarchalische" Ein- 
richtung, und wer in einem südlichen Staate ein Wort für die Abschaf- 
fnng der Sklaverei (Abolition) sprach, wurde ermordet. Sie setzten 
es Tm Kongresse durch, daß jeder in einen nördlichen Staat entflohene 
Sklave ausgeliefert werden mußte, und daß es den Territorien 
(große, neu besiedelte Bezirke unter 40 000 Einwohnern) frei stehen sollte, 
Sklaven zu halten oder nicht, und sie sorgten dafür, daß Sklavenhalter 
dahin einwanderten. Indessen gewannen aber die Gegner der Sklaverei 
in den nördlichen Staaten die Oberhand und 1860 setzten sie die Wahl 
des Advokaten Abraham Lincoln zum Präsidenten durch, der einst Acker- 
bauer, Holzhändler und Flößer gewesen war. 
Die Sklavenhalter sahen wobl ein, daß jetzt die Abschaffung der
	        
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