Full text: Geschichte der Neuzeit (Abt. 3)

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Von der Reformation bis zum westfälischen Frieden. 
flüchtete Cremten, welcher recht wohl wußte, was ihm drohte, mit feiner j 
Familie nach Deutschland und viele Taufend Niederländer vornehmen 
und niedern Standes folgten feinem Beispiele. 
Im Sommer langte Alba an und die Statthalterin dankte bald ■! 
ab, da Alba als Diktator im Namen des Königs handelte. Anfangs 
schien er nur auf die Erhaltung der Ruhe und Ordnung bedacht zu fein, 
fpäter aber ließ er die Grafen Egmont und Hoorn mit einer Anzahl Edel- 
leute verhaften, errichtete 1568 einen Rat der Unruhen, den das Volk ^ 
den „Blutrat" nannte, und ließ Egmont und Hoorn mit achtzehn j 
Edelleuten enthaupten. Die Versuche Oraniens, mit Hilfe deutscher : 
Söldner einen allgemeinen Aufstand zu bewirken, schlug Alba zurück und i 
belegte hierauf Handel und Wandel mit schweren Steuern. Dadurch er- j 
bitterte er die niederländischen Kaufleute, welche jetzt den Oranier unter- 
stützten, der Kaperbriefe ausgab, fo daß sich die niederländischen Kauf- 
fahret' in Kriegsschiffe verwandelten; die zahlreichen niederländischen See¬ 
leute, die Wassergeufen, wurden bald den spanischen Schiffen furchtbar 
und die Hauptmacht des Aufstandes. Sie eroberten zuerst die Stadt Briet ] 
auf der Insel Voorne, hierauf das wichtige Vließingen auf der Jusel 
Walcheren (1572); und nun erhoben sich die nördlichen Provinzen Hol- ] 
land, Friesland, Zeeland und Geldern, die Alba nicht zn be- ; 
zwingen imstande war, obwohl sich der Oranier mit feinen deutschen ' 
Soldnern nicht im Felde halten konnte. Alba erkannte, daß er nicht mit \ 
Gewalt zum Ziele komme, und da zwischen ihm nnd den Niederländern i] 
keine Versöhnung möglich war, bat er den König selbst um einen j 
Nachfolger. 
Philipp II. sandte gegen Ende des Jahres 1573 den als milde | 
geltenden Requeseus, allein die aufgewundenen Provinzen wandten sich j 
der calvtnifchen Lehre zu, fo daß eine Vereinbarung mit dem Könige 1 
unmöglich wurde. Die spanischen Soldaten, welche lange ohne Sold 
blieben, plünderten und mordeten in Brabant und Flandern, daher schloffen 
alle Provinzen, Luxemburg ausgenommen, einen Bertrag zu Gent 
(1576), in welchem dem Anscheine nach die Oberherrlichkeit des Königs 
anerkannt wurde, obwohl Wilhelm von Oranien jeder ernsthaften Aus¬ 
gleichung entgegenarbeitete. Im Felde waren aber auch die vereinigten I 
Niederländer den großen Feldherren Don Juan d'Austria und Ale- 
X an ber Farrtefe von Parma nicht gewachsen und teilten sich über- 1 
dies in drei Parteien: die nördlichen calvinischen, die mittleren gemischten j 
und die südlichen katholischen; der Fanatismus der nördlichen war es 
hauptsächlich, welcher eine dauernde Trennung herbeiführte. 
§ 47. Die südlichen Provinzen kehrten durch den Vertrag 
von Arras (1579), in welchem ihnen ihre Freiheiten gewährleistet wurden,
	        
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