Full text: Geschichte der Neuzeit (Abt. 3)

Die Türken belagern Malta, erobern Cypern. Seeschlacht bei Lepanto. 45 
antrat, schwankte er einige Zeit, ob er eine Expedition nach Spanien, 
wo die Moriskos um Hilfe riefen, oder nach der Insel Cypern unter- 
nehmen solle, denn einen Krieg gegen die Christen betrachteten die alten 
Sultane als eine religiöse Pflicht. Er entschied sich für einen Angriff 
auf Cypern, angeblich wegen des dort wachsenden vortrefflichen Weines, 
welchem der Sultan trotz Mohammeds Verbot sehr ergeben war. Er 
machte die umfassendsten Rüstungen; den Venetianeru aber zerstörte eine 
Pulverexplosion 1569 ihr ungeheures Arsenal mit allen Vorräten, so 
daß die cyprischen Festungen Nikosia und Famagusta unzureichend 
ausgerüstet waren, als die Türken vor denselben erschienen. Dennoch 
verteidigte sich Famagusta heldenmütig; als sich der Nest der Besatzung 
ergab, brachen die Türken die eingegangenen Bedingungen, metzelten die 
Gefangenen nieder und ließen den Kommandanten Bragadino eines qual- 
vollen Todes sterben. 
Endlich brachte Papst Pius V. ein Bündnis mit Philipp II. 
und Venedig zustande. Im Herbste 1571 vereinigte sich die vene- 
tianische Flotte mit der spanischen, mit den päpstlichen und maltesischen 
Schiffen im Hafen von Messina. Don Juan d'Austria, welcher den 
Oberbefehl führte, suchte den Feind auf, obgleich ihm Philipp II. streng 
befohlen hatte, die Flotte nicht durch eine Hauptschlacht auf das Spiel 
zu setzen. Er traf die Türken, 300 Schiffe stark, vor dem Meerbusen 
von Lepanto (7. Oktober) und griff sogleich an, obwohl er ungefähr 
dreißig Schiffe weniger zählte. Der Geschützkampf aus der Ferne dauerte 
nur kurze Zeit, bald waren die Schiffe Bord an Bord und die Christen 
siegten nach einem furchtbaren Schwertkampfe. Über 100 türkische Schiffe 
wurden in den Grund gebohrt oder verbrannt, 130 genommen, 15 000 
Türken getötet, 5000 christliche Galeerensklaven befreit. Der herrliche 
Sieg hatte leider nicht die Folgen, welche die Christenheit erwartete. Don 
Juan wollte unverzüglich die geschwächten Türken verfolgen und Kon- 
stantinopel angreifen, aber Philipp hielt das für zu bedenklich. Da im 
folgenden Jahre Papst Pius starb, war es auch mit der Einigkeit der 
Verbündeten zu Ende. Die Venetianer schloffen bald einseitig mit dem 
Sultan Frieden; Don Juan eroberte zwar Tunis, aber Philipp II. war 
nicht gesonnen, es zu behaupten, so daß die Barbaresken schon 1574 
alle verlorenen Seeplätze wieder innehatten. Immerhin aber war der Sieg 
bei Lepanto von sehr hoher Bedeutung, da der Glaube an die Unüber- 
windlichkeit der Türken gebrochen war. 
Philipp II. vereinigt Portugal mit Spanien. (1580.) 
§ 51. Der achtzehnjährige schwärmerische König Sebastian von 
Portugal unternahm 1578 einen Krieg gegen den Sultan Abdel-
	        
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