Der Islam und die arabischen Eroberungen. 209
sien, Neustrien und Burgund. Allmühlich versank das Mero-
wingergeschlecht in Untüchtigkeit und Willensschwäche.
Der Islam wtb die arabische» Eroberungen.
§180. Mohammed. An die germanische Völkerwanderung, durch
welche die politischen und mit ihnen die sozialen und wirtschaftlichen
Verhältnisse Europas völlig umgestaltet wurden, schließt sich wie ein
Nachspiel die arabische Völkerbewegung an: völlig von
jener verschieden durch ihren religiösen Charakter, ebenso bedeutsam
aber durch ihre Folgen, die Vernichtung der römischen Herrschaft und
Kultur in weiten, bisher von ihr eingenommenen Landstrichen. Es
war nicht die Landnot, welche die semitischen Araber über die Grenze
trieb, sondern der fanatische Glaube an eine Religion, welche ihnen
den Kampf gegen Andersgläubige zum Gesetz machte.
Die staatlichen Formen der Araber waren durchaus die des Ge-
schlechterstaats. Ihre Religion war bisher ein Polytheismus gewesen,
in dem der Sterndienst eine hervorragende Stelle einnahm. In der
wichtigen Handelsstadt Mekka in dem fruchtbaren Jemen befand Mekka
sich ein von den umwohnenden Stämmen weithin verehrtes Heilig-
tum, die Kaaba, in deren Außenwand ein heiliger Meteorstein ein-
gemauert war, und in der zahllose Götterbilder aufgestellt waren; durch
dieses Heiligtum war Mekka der Vorort der meisten arabischen Stämme
geworden. Die Aufsicht über die Kaaba führte der Stamm Koreisch;
der zu diesem Stamm gehörenden Familie Haschern entstammte M o - Mohammed
h a m m e d , der Sohn Abdallahs, geboren um 570, das früh verwaiste
Kind armer Eltern. Er hütete anfangs die Schafe, trat dann in die
Dienste der reichen Kaufmannswitwe Chadidscha, die er heiratete, und
lernte auf Reisen unter anderem auch jüdische und christliche Religions-
Vorstellungen kennen. Ein Mensch von starker religiöser Empfindung,
dazu von großer Erregbarkeit und zu Visionen neigend, beschloß er,
nachdem er eine Offenbarung Gottes in der Wüste gehabt zu haben
meinte, den Glauben an einen Gott, die „Religion Abrahams", von
neuem zu erwecken. Aber seine Predigt fand in Mekka wenig Anhänger;
jahrelang schützte ihn nur seine Familie vor dem Tode. Da entschloß er
sich zur Auswanderung nach Medina, wo er Anhänger gefunden hatte;
mit diesem Auszug, der Hidschra, beginnt die Zeitrechnung der622
Königinnen Brunhilde, einer westgotischen Prinzessin, und Fredegunde, die mit
der grausamen Hinrichtung Brunhildens endigten.
Neubauer, Lehrbuch der Geschichte. III. Teil. 27. Aufl. 14