Full text: Von der französischen Revolution bis zur Jetztzeit (Bd. 6)

124 Die Befreiung der Volkskräfte. 
Nunmehr wurde auch hier von Reichswegen zugegriffen und eine Anzahl 
von Kolonien erworben. So wurden 1885 Teile von Neuguinea, der Bis- 
marckarchipel und andere Inselgruppen zu Kolonien. Lebhaft wurde der 
Streit um die Samoainseln, weil dort sich englische und nordamerikanische 
Interessen mit den deutschen kreuzten. 
Karolinen- Fast wäre es in der Südsee zu einem Streit mit Spanien gekommen; 
konflikt. bemt als die deutsche Regierung auch auf den Karolinen die Flagge hissen 
ließ, protestierte Spanien und nannte diese Insel sein Eigentum. Der Papst 
wurde als Schiedsrichter angerufen und entschied so, daß die Inseln Spanien 
gehörten, Deutschland aber Handels-Schiffahrts- und Fischereirechte auf den- 
selben zugesprochen wurden. 
Noch in dem für die Kolonialerwerbung so ereignisreichen Jahr 1884 
Ostafrika, bildete sich eine Gesellschaft für deutsche Kolonisation in Ostafrika, und der 
Forscher Dr. Karl Peters erhielt einen Schutzbrief für die Gebiete zwischen 
der Sansibarküste und den großen Seen. Mit dem Sultan von Sansibar 
hatte man freilich Schwierigkeiten, die aber überwunden wurden. Ebenso 
gelang es der arabischen Sklavenjäger Herr zu werden, die furchtbare Ver- 
heeruugeu unter der Bevölkerung angerichtet hatten. Namentlich Wißmann 
und Peters machten sich um die deutsche Sache verdient. 
Diese Kolonialpolitik des Deutschen Reiches brachte sogar eine vorüber- 
gehende Annäherung an Frankreich hervor, das sich freute, einen gemeinsamen 
Gegner gegeu England zu finden. Deutschlands und Frankreichs Bemühungen 
Kongogebiet, gelang es, die Kongomündung samt dem weiten Hinterland des großen 
Stromes neutral erklären zu lassen, obwohl England und Portugal gegen 
diese Maßnahmen waren. Eine belgische Gesellschaft hatte sich dieser ein- 
träglichen Zone bemächtigt. Es entwickelte sich der sogenannte Kongostaat. 
3. Die Behandlung der Grenzbevölkerung des Deutschen Reiches. 
Mit der wirtschaftlichen Erstarkung der polnischen Bevölkerung regte sich 
auch deren nationaler Selbständigkeitstrieb. Die Polen bildeten sich ein, daß 
sie aus eigener Kraft das geworden wären, was sie unter der geordneten 
preußischen Verwaltuug geworden waren. Diese Bewegung, die im letzten 
Grunde auf Wiederherstellung eines nationalen polnischen Staates hinzielte, 
wurde besonders vom polnischen Adel genährt. Sie ergriff aber auch weite 
Kreise des polnischen gebildeten Bürgertums und erstreckte sich allmählich, 
infolge eifriger Agitation, über die gesamte polnische Bevölkerung. Dieser 
nationale Gegensatz wurde noch verschärft durch den religiösen, da die Polen 
überwiegend römische Katholiken sind. So stark ist der Gegensatz, daß der 
Pole statt vom evangelischen Bekenntnis von einem deutschen Bekenntnis 
spricht. 
Die Polen- Ihren Stoß richteten die Polen auf die Schule. Sie forderten die 
frage. polnische Sprache als Unterrichtssprache in den höheren Schulen, besonders
	        
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