Full text: Grundriß der Weltgeschichte für höhere Lehranstalten

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§ 39. 
Die Deeemvirn 451—449* 
Die Einsetzung der Volkstribunen allein war zum Schutze 
"der Plebejer nicht ausreichend. So lange nämlich vor Gericht 
nur nach dem oft unsicheren Herkommen entschieden wurde, 
fühlten sie sich beeinträchtigt durch die Willkür der Patrizier, die 
im alleinigen Besitz der Rechtskunde und der Richterstellen waren. 
Sie forderten daher (Antrag des Volkstribunen Tereutilius Arsa) 
geschriebene Gesetze. Nach langem Widerstreben fügten sich 
die Patrizier: es wurden Gesandte nach Griechenland geschickt, 
um die dort bestehenden Gesetze kennen zu lernen, und nach deren 
Rückkehr, statt aller übrigen Obrigkeit, Zehnmänner (Decemvirn) 
zur Aufstellung der neuen Gesetzgebung erwählt. Sie verfaßten 
die Gesetze der zwölf Tafeln, die Quelle des gesamten 
römischen Rechts. Da sie jedoch herrschsüchtig ihre obrigkeit- 
liche Gewalt verlängerten und zu willkürlicher Bedrückung der 
Plebejer mißbrauchten (Appins Claudius, Verginia), wurde 
ihre Regierung nach einer neuen Auswanderung der Plebejer auf 
den heiligen Berg gestürzt, und die früheren Staatsämter wieder 
eingesetzt; die Zwölftafelgesetze blieben bestehen. 
Allmählich erlangten die Plebejer immer weitere Rechte. Die vale« 
risch-horazisch en Gesetze waren ihnen günstig; das canulejische 
Gesetz gab die Ehen zwischen Patriziern und Plebejern frei; 444 wurde 
bestimmt, daß statt der Konsuln Kriegstribunen mit consularischer 
Gewalt (anfangs 3, dann 4, 6 und 8) auch aus den Plebejern gewählt 
werden konnten. Bon dem Konsulate wurde die Ceusur getrennt, und 
zur Abschätzung der Bürger nach dem Vermögen zwei Censoren aus 
je 5 Jahre aus den Patriziern gewählt. 
§ 40. 
Die Gallier in Rom 390* 
Unterdes dauerten die Kriege nach außen, namentlich gegen 
Beji, fort. Die Stadt wurde endlich nach zehnjähriger Belagerung 
(bei welcher zuerst Winterfeldzüge und Truppensold vorkommen) 396 
durch M. Furius Camillus erobert (Verbannung des Camillns)^ ' 
Während dieses Kampfes waren Gallier, welche über die 
Alpen gekommen waren, in Oberitalien vorgedrungen und zogen.
	        
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