Full text: Grundriß der Weltgeschichte für höhere Lehranstalten

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Der Nil wird durch Vereinigung von zwei Flüssen, dem Bahr el 
Abiad, weißen Nil, und dem Bahr el Azrak, blauen Nil, gebildet, die 
bei der heutigen Stadt Khartnm in Nubien zusammenströmen. Der blaue 
Nil, der kleinere östliche Arm, entspringt auf dem abessinischen Hochland; 
der weiße Nil, der Westarm, entströmt mächtigen Seen (Ukerewe), die 
von Schneegebirgen in der Nähe des Äquators gespeist werden. Der ver- 
einigte Nil verfolgt dann seinen Lauf durch Wüsten- und Bergland, in zahl- 
reichen Katarakten über Felsen herabstürzend, bis er nach dem letzten (lOten) 
Fall, bei Syene, schon gegen 1000 Meter breit, die Grenze Ägyptens er- 
reicht. In ruhiger Strömung, ohne Zuwachs durch Nebenflüsse, durch- 
fließt er, sich zuletzt in mehrere Arme teilend, dies Land bis zum Meer. 
Durch das Schmelzen des Schnees auf den Hochgebirgen 
und mehr noch durch die tropischen Regengüsse seines Gebnrts- 
landes schwillt der Strom jährlich mit der Sommersonnenwende 
an, übersteigt (im Juli) seine Ufer und bedeckt mit seinen Fluten 
weithin die Thalfläche (höchster Stand gegen Ende September). 
Der von der Überschwemmung zurückgelassene fette Schlamm ver¬ 
leiht dem Boden jene Fruchtbarkeit, welche Ägypten zur Korn- 
kammer der alten Welt machte und eine so zahlreiche Bevölkerung 
nährte, daß das Nilthal schon in frühester Zeit von Städten wie 
übersäet war. Außer Getreide erzeugte das Land Baumwolle, 
Palmen, Lotus, die Papyrusstaude 2c. zc., von Tieren das Kroko- 
dil, das Flußpferd, den Ichneumon, den Ibis ?c. zc. — Es 
wurde eingeteilt in: 
1. Oberägypten (Theba'is) mit der Hauptstadt Theben; 
2. Mittelägypten mit der Hauptstadt Memphis und 
dem Mörisfee; 
3. Unterägypten (das Delta und das westlich und 
östlich daran grenzende Land) mit Sa'is und Kanöpus am West- 
lichsten, Pelusium am östlichsten Nilarme; Alexandra (von 
Alexander d. Gr. erbaut). 
B. Kultur der Ägypter. 
1. Die Ägypter waren ein mäßiges, ausdauerndes, gottes- 
sürchtiges Volk. Sie verehrten als Götter die schaffenden heil- 
bringenden (daneben die verderblichen) Kräfte der Natur: in 
Unter- und Mittelägypten den Sonnengott R a (mit dem Artikel 
Phra), in Memphis den Lichtgott Ptah, in Theben den
	        
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