223
Karl VI. baä alte deutsche Herzogtum Lothringen an
Stanislaus (nach dessen Tode — 1766 — es an Frankreich fallen
sollte) und tritt Neapel und Sizilien an einen spanischen (bour-
bonischen) Prinzen ab, wofür er nur Parma und Piacenza erhält.
Der Herzog von Lothringen, Franz Stefan, des Kaisers Schwieger-
söhn, wird mit Toskana, wo das Haus der Mediceer erloschen
war, entschädigt, August III. als König von Polen anerkannt.
4. Für diese Opfer erhielt Karl VI., der ohne männliche
Erben war, die Anerkennung der pragmatischen Sanktion
d. h. des Gesetzes, welches seine Tochter Maria Theresia zur
Erbin der österreichischen Staaten erklärte.
§ Hl.
Brandenburg und Preußen bis 1618»
(s. Karte XI).
Während die Macht des deutschen Reiches verfiel, erhob sich
vor den andern deutschen Staaten an Einfluß und Ansehen das
junge Königreich Preußen. Es vereinigte in sich die beiden früher
getrennten Länder: das Kurfürstentum Brandenburg und
das Herzogtum Preußen.
A. Brandenburg bis 1618.
(1. Askanisches Haus 1134—1820. 2. Bayerisches »ittelsbachischesZ
Haus 1324—1373. 3. Luxemburgisches Haus 1373—1415.
4. Hohenzollernsche Kurfürsten, erste Reihe 1415—1618).
I. Die Mark Brandenburg war in den frühesten Zeiten von
Sueben (Semnonen), seit dem fünften Jahrhundert von Slaven
(Wenden), insbesondere Wilzen bewohnt. Der Kaiser Heinrich I.
besiegte den wendischen Stamm der Heveller (d. i. Havel-
länder), eroberte ihre Hauptstadt Brennabor (Brandenburg) und
errichtete die Nordmark (später Altmark genannt, vgl. § 79, 1).
Aus der Nordmark ging die Mark Brandenburg, aus dieser der
preußische Staat hervor. Kaiser Otto I. der Große stiftete zur
Bekehrung der Wenden die Bistümer Havelberg und Branden-
bürg (§ 79, 2); aber der christliche Glaube konnte noch keinen
sicheren Boden gewinnen.