Full text: Grundriß der deutschen Geschichte für die mittleren Klassen höherer Lehranstalten

104 Erster Reichskrieg gegen Ludwig XIV. §. 22. 
Der Reichstag in Regensburg erhielt immerwährend,? 
Dauer und ward fortan nicht mehr vom Kaiser und den Reichs- 
ständen persönlich besucht, sondern jeder Reichsfürst und jede freie 
Reichsstadt hielt (seit 1663) beständig einen Gesandten in Regens- 
bürg, der den Sitzungen im Namen seines Herrn beiwohnte. 
Erster Reichskrieg gegen Ludwig XIV., 1674—1678. 
Nach dem Tode seines Schwiegervaters, Philipp's IV. von 
Spanien (f 1665), machte Ludwig XIV., trotz der Verzichtleistung seiner 
Gemahlin, auf die spanischen Niederlande Anspruch. Sogleich eroberte 
Turenne einen großen Theil von Flandern und Hennegau. Allein 
England und Holland wollten die spanischen Niederlande nicht unter 
die Herrschaft Frankreichs kommen lassen und schlössen daher mit 
Schweden eine Tripelallianz zur Erhaltung des politischen Gleich- 
gewichtes. Die Furcht, die Zahl seiner Feinde noch weiter zu ver- 
mehren, bewog Ludwig XIV., den Frieden zu Aachen (1668) 
einzugehen und sich mit den (12) eroberten Plätzen in Flandern zu 
begnügen. 
Um an der holländischen Republik durch Demüthigung oder Ver- 
nichtung derselben Rache zu nehmen für die Stiftung der Tripelal- 
lianz, zog Ludwig ihre Bundesgenossen, England und Schweden, in 
sein Interesse und fiel mit zwei Heeren in Holland ein. Nur eine 
durch das Oeffnen der Schleusen bewirkte Ueberschwemmung hinderte 
ihn an der Eroberung der Provinz Holland und der Stadt Amster- 
dam. Da trat der Kurfürst Friedrich Wilhem von Brandenburg und 
bald auch der Kaiser und der König von Spanien für Holland auf. 
Deshalb eroberte Ludwig selbst 1674 die (damals spanische) Franche- 
dornte, während Turenne durch meist siegreiche Kämpfe am Ober- 
rhein die Eroberung des Elsasses durch den kaiserlichen Feldherrn 
Montecuculi und den Kurfürsten von Brandenburg verhinderte, bis 
er (bei dem Dorfe Sasbach in Baden) beim Recognosctren durch 
eine Kanonenkugel getödtet wurde. Um seinen thätigsten Gegner 
von der ferneren Theilnahme am Kriege gegen Frankreich abzuhalten, 
bewog Ludwig die Schweden zu einem Einfalle in Brandenburg; der 
Kurfürst wurde dadurch genöthigt, mit seinem Heere in sein eigenes 
Land zurückzukehren, aber die Schweden wurden bei Fehrbellin 1675 
geschlagen und verloren sogar Vorpommern. In den beiden letzten 
Jahren wurde der Krieg noch in den spanischen Niederlanden mit 
geringem Erfolge fortgesetzt und gleichzeitig Friedensunterhandlungen
	        
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